Arbeiten wir uns kaputt? Wie gesunde Führung gelingt – Podcast mit Dr. Simon Hahnzog
Shownotes
Shownotes für "Mach dich unkaputtbar" - Folge zur gesunden Führung am Arbeitsplatz
Thema der Folge: In unserer Resilienz-Podcast-Reihe "Mach dich unkaputtbar" sprechen wir heute darüber, wie gesunde Führung am Arbeitsplatz gelingt – und was Unternehmen sowie Mitarbeitende tun können, um sich vor psychischen und physischen Belastungen zu schützen.
Gäste: YoYo Schweizer begrüßt Dr. Simon Hahnzog, Psychologe und Experte für betriebliche Gesundheitsförderung. Dr. Hahnzog bringt Einblicke und Tipps rund um Resilienz am Arbeitsplatz und wie eine gesunde Führungsphilosophie nicht nur Mitarbeitende, sondern auch Unternehmen nachhaltig stärken kann.
Inhalt:
00:00:17 - Einstieg: Belastungen und Gesundheit in der Arbeitswelt Eine Einführung in die aktuellen Herausforderungen und steigenden Fehlzeiten aufgrund psychischer Belastungen. 00:01:03 - Warum Arbeit ein Gesundheitsschub sein kann Arbeit ist nicht nur Last – sie trägt auch zur Gesundheit bei. 00:04:53 - Die Rolle der gesunden Führung: Mehr als nur wertschätzend Was macht gesunde Führung wirklich aus, und wie kann sie Mitarbeitende langfristig motivieren und schützen? 00:06:29 - Herausforderungen für Führungskräfte: Zwischen hoher Verantwortung und Unsicherheit Wo liegen die Fallstricke, und wie kann Wissen über psychische Gesundheit hier helfen? 00:20:32 - Die Balance halten: Pausen machen, Resilienz fördern Ein Plädoyer für echte Pausen und wie sie das Wohlbefinden stärken können. 00:37:10 - Praxisbeispiele: So hat gesunde Führung echten Mehrwert geschaffen Dr. Hahnzog teilt Geschichten, wie Unternehmen durch gesunde Führung von weniger Fluktuation und Unfällen profitiert haben. 00:47:14 - Ein Blick in die Zukunft: Resilienz und Führung in Zeiten von Gen Z Was die junge Generation von der Arbeitswelt erwartet – und wie Unternehmen darauf vorbereitet sein sollten. Schlüsselthemen: Arbeit und Gesundheit, Führungskompetenzen, Resilienzförderung, Health Literacy, Generation Z, betriebliche Gesundheitsförderung, Unternehmensstrategien.
Fazit der Folge: Gesunde Führung ist kein "Nice-to-have", sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor. Indem Führungskräfte sowohl ihr Wissen als auch ihre Kommunikationskompetenzen erweitern, schaffen sie eine nachhaltige Arbeitskultur, die Mitarbeitende motiviert und Unternehmen stärkt.
Wir danken Dr. Simon Hahnzog für das inspirierende Gespräch und wünschen allen Hörerinnen und Hörern "Guten Appetit" auf die nächste Currywurst – oder eine gesunde Alternative!
Transkript anzeigen
00:00:00: In unserer Resilienz-Podcast-Reihe "Mach dich unkaputtbar" sprechen wir heute über Arbeit.
00:00:17: Arbeiten wir uns kaputt, wie gesunde Führung gelingt.
00:00:21: Mein Name ist YoYo Schweizer und ich darf heute bei uns den Psychologen, Soulboxer und
00:00:28: Wegebereiter.
00:00:29: Dr. Simon Hahnzog begrüßen.
00:00:31: Hallo YoYo, ich grüße dich.
00:00:33: Simon, ich fange direkt an und zwar mit ein paar Zahlen, mit ein paar Fakten.
00:00:38: Ausfälle aufgrund psychischer Probleme sind seit 2014 um etwa 50 Prozent gestiegen.
00:00:45: 22 war die häufigste Diagnose, Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit und 24
00:00:51: ergibt das jetzt einen Rekord bei den Fehlzeiten.
00:00:54: Die Frage an dich und damit steigen wir auch direkt ein.
00:00:58: Arbeiten wir uns krank und kaputt oder gibt es dafür einfach andere Ursachen?
00:01:02: Ich würde vorne weg erstmal was ganz, ganz Wichtiges sagen, nämlich das wird gerne
00:01:07: vergessen bei diesem ganzen Thema Arbeit, Arbeit zu haben, arbeiten zu können, ist einer der
00:01:14: wichtigsten Einflussfaktoren für Gesundheit.
00:01:18: Menschen, die Arbeit haben und in Arbeit sind, sind signifikant gesünder als diejenigen,
00:01:24: die leider keine Arbeit haben.
00:01:26: Das nur mal vorweggeschickt zu dem ganzen Thema und arbeiten wir uns kaputt.
00:01:34: Die Belastungen haben sich verändert, das kann man sehr, sehr deutlich sehen, wie sich
00:01:39: auch Arbeitswelt geändert hat.
00:01:42: So hat es ja gerade schon den großen Anstieg der psychischen Erkrankungen und deren Einfluss
00:01:48: auf die Fehlzeiten in der Arbeit erwähnt.
00:01:52: Unsere Arbeitswelt hat sich verändert und in den letzten Jahren die ganze Welt aus
00:01:56: er verändert, die in jeder Hinsicht belastend ist.
00:01:59: Müssen wir jetzt nicht alles wiederholen, was Pandemie, Kriege, Inflation und und und
00:02:06: und und alles so mit uns machen und die Arbeitswelt an sich.
00:02:10: Und der Anstieg in der Statistik kommt deswegen nicht wirklich überraschend, wenn man sich
00:02:17: die Situation der letzten paar Jahre anschaut.
00:02:20: Also das heißt quasi an der Arbeit an sich liegt es nicht, sondern es liegt an dem vielen
00:02:25: Außen rum, das dann Einfluss auf unsere Arbeit hat.
00:02:27: Und die Arbeit ist eben auch ein Faktor und die hat sich halt vor allem für viele Berufsfelder
00:02:33: sehr, sehr geändert.
00:02:34: Und zwar nicht nur für diejenigen, die überwiegend ein Büroarbeitsplatz haben, sondern überall
00:02:41: hat sich die geändert durch die Informationstechnologie, durch die Globalisierung, durch die Vernetzung
00:02:46: der verschiedenen Branchen und Arbeitsfelder, durch einen Anstieg von Tempo und natürlich
00:02:52: auch eingebettet in den gesellschaftlichen Wandel, was zum Beispiel Carezeiten in der
00:02:58: Familie betrifft.
00:02:59: In der Kindererziehung genauso wie in der zunehmenden Pflege, Altereltern, die durch
00:03:06: die höhere Lebenserwartung dienen.
00:03:08: Großes Glück ist, dass wir uns auch als Gesellschaft dahin entwickeln, dazukommen und und und
00:03:13: und und.
00:03:14: Also da könnte man jetzt ganz ganz vieles nennen, um mal zum Beispiel zu geben, damit es so greifbar
00:03:19: ist.
00:03:20: Ein langjähriger Kunde von mir ist ein großes Einzelhandelsunternehmen, wo jeder, der hier
00:03:28: zuhört, sicher schon eingekauft hat oder es vielleicht heute noch tut.
00:03:33: Und in diesem Einzelhandelsunternehmen war es früher so, da gab es nur noch keine Scannerkasten,
00:03:44: sondern die Verkäuferinnen mussten da jeden Artikel per Hand eintippen.
00:03:48: Und das hat immer Wahnsinn.
00:03:51: Man hat so viele Zahlen merken, es ist ja unglaublich komplex und schwierig usw.
00:03:56: Es ist viel einfacher, wenn man es dann einfach nur, Stichcode, Klick Klick, Piep Piep und
00:04:01: fertig ist.
00:04:02: Naja, aber dazu muss man wissen, wenn man sich das Kognitionspsychologisch anschaut, sich
00:04:08: Dinge auswendig merken.
00:04:09: Ja, das ist ein Supergedächtnis Training und das ist auch alles nicht ganz leicht und da
00:04:12: muss man wirklich ran.
00:04:14: Aber das ist vom Abstraktionslevel ganz was anderes als heute notwendig ist, um die moderne
00:04:20: Technologie zu bedienen.
00:04:22: Zum Beispiel gibt es in jeder dieser Filialen und es ist in allen anderen Unternehmen genauso
00:04:27: gleiche so.
00:04:28: Ein sehr komplexes Wahnsinn-Wirtschaftssystem, das über ein Handhalt PC, also wie so ein
00:04:33: Eibuck bedient werden muss, was viel, viel komplizierter ist letztendlich vom Ablauf
00:04:39: und auch die Vorgänge, die sich bereichert haben.
00:04:41: Also das mal so als Beispiel, um deutlich zu machen, nee, nicht nur die, die sowieso irgendwie
00:04:46: früher am Schreibtisch gearbeitet haben, müssen halt jetzt mit anderen Sachen klack kommen,
00:04:50: dann es zieht sich durch alle Berufe durch.
00:04:53: Wie gut es mir am Arbeitsplatz geht, dann hängt aber auch noch von guter Führung ab.
00:05:00: Das ist ja auch so ein bisschen die Überschrift heute, wie gesunde Führung gelingt.
00:05:04: Also ein Chef, der quasi auf seine Mitarbeitenden schaut.
00:05:08: In wenigen Worten, wie würdest du denn eine gesunde Führung definieren?
00:05:12: Um es ganz wenige Worte sein zu lassen, gute Führung.
00:05:20: Okay, mach aus den paar ganz wenigen Worten ein bisschen mehr.
00:05:26: Nein, das ist das Schöne dran.
00:05:30: Also eine gesunde Führung ist für alle Beteiligten und damit meine ich auch und gerade das Unternehmen
00:05:38: und seine Wirtschaftlichkeitsinteressen von großem Vorteil.
00:05:44: Das heißt, eine gesunde Führung ist nicht nur wertschätzend mit den Mitarbeitern, die
00:05:51: dafür sorgt, dass sie gebunden sind, dass sie gesehen werden, dass sie nicht nur einfach
00:05:55: eine Nummer sind.
00:05:57: Die konfliktfähig ist, die Kommunikationskompetenz hat, die auch selbst reflektiert ist.
00:06:05: Also gesunde Führung, die mehr nachher vielleicht noch drüber fängt für mich immer bei der
00:06:09: Führung der eigenen Person an.
00:06:11: Und sie ist eben auch fürs Unternehmen gut, weil sie dazu führt, dass die Mitarbeitenden
00:06:20: leistungsfähig sind, dass sie die Leistung abrufen können und bringen können, warum
00:06:25: sie mit dabei sind und so die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens stärken.
00:06:29: Also das ist keineswegs nur so ein nettes Add-on, dass man jetzt sagen muss, ach jetzt
00:06:34: müssen unsere Führungskräfte auch noch gesund führen.
00:06:36: Was sollen das?
00:06:37: Ne, wenn die Führung so machen, wie Führung funktioniert, dann ist es für alle Beteiligten
00:06:43: ein Gewinn.
00:06:44: Das heißt, also dieser gesunde Führungsstil wirkt sich sofort auf die Gesundheit und
00:06:50: auch die Resilienz aller Mitarbeitenden aus.
00:06:52: Ach, das sofort.
00:06:54: Okay.
00:06:55: Will ich jetzt mal so ein bisschen den Anführungszeichen setzen, das ist auch die Herausforderung,
00:07:01: wenn es darum geht.
00:07:02: Denke ich mal kurz vorher ansetzen, gesunde Führung ist nichts, was man erst etablieren
00:07:05: muss, würde ich sagen, weil allein schon, wenn ein Unternehmen überhaupt noch existiert,
00:07:10: muss es irgendwo auch gesund sein und dann gibt es irgendwo auch gesunde Führungselemente.
00:07:14: Also das ist jetzt nichts, was erst neu geschaffen werden muss und was vorher überhaupt nicht
00:07:18: existiert hat.
00:07:19: So, ah, weil das hieß ja vorher, dass wenn man sich damit noch nicht explizit beschäftigt
00:07:23: hat im Unternehmen zum Beispiel, hieß es ja vorher, wäre die Führung krank oder so.
00:07:29: Das ist ja Quatsch, sondern es bereichert eher die Bewusstheit drüber.
00:07:35: So, hey, sich das mal zu bewusst zu machen.
00:07:37: Wenn ich einen Mitarbeiter am Gang treffe und ein kurzes Hallo sage und mal nachfragt,
00:07:43: wie geht es dir und er mich vielleicht fragt oder wenn ich jemanden sehe, der irgendwie
00:07:46: gerade ein bisschen düstert reinschauen, mal zu fragen, hey, alles okay bei dir oder
00:07:52: wenn ich einen Konfliktkonstruktiv löse oder wenn ich einen Prozess so aufsetze, dass
00:07:56: er wirklich flutscht und sauber funktioniert für alle Beteiligten.
00:07:59: Wenn die Mitarbeiter die Aufgaben machen, die sie können oder dafür qualifiziert werden
00:08:06: für die, die sie noch machen sollen.
00:08:08: Also da kann ich jetzt wirklich lange reden.
00:08:11: All das trägt zur Gesundheit bei und das sofort, das ist das Thema beim, oder die Herausforderung
00:08:20: bei allem, wenn man sich mit Gesundheit beschäftigt, Gesundheit zu entwickeln, zu verändern, zu
00:08:27: fördern, ob jetzt in der Arbeit oder gesellschaftlich oder auch bei jedem Einzelnen.
00:08:31: Das weiß auch jeder von uns genauso.
00:08:33: Dauert, weil es immer beim Einzelnen auch mit der Persönlichkeit und bei vielen immer
00:08:40: auch mit der Kultur zusammen hat und Kultur und Persönlichkeitsveränderungen, die gehen
00:08:44: nicht von heute auf morgen.
00:08:46: Du hast jetzt gerade gesagt, oder ja, das Firmen, die heute noch existieren, da muss ja irgendwo
00:08:54: ein gesunder Führungsstil sein.
00:08:56: Trotzdem hört man immer wieder von Menschen, die über ihre Chefs klagen, weil die alles
00:09:02: kontrollieren, weil die wahnsinnig viel Druck aufbauen oder dass so Ego-Typen sind, die reinkommen
00:09:08: und sagen, hey, ich bin hier der Boss.
00:09:10: Woran liegt es denn deiner Meinung nach, dass solche Führungsansätze immer noch weit verbreitet
00:09:15: sind, obwohl ja eigentlich klar ist, dass dieser gesunde Führungsstil vielleicht der bessere
00:09:20: in Anführungsstrichen ist?
00:09:22: Das wird keine kurze Antwort.
00:09:26: Aber ich versuche erstmal auch hier wieder ein Vergleich.
00:09:29: Ja, gerne.
00:09:30: Noch mal andockend an dem Thema Kultur.
00:09:33: Deswegen kleine Nebenbemerkungen an der Stelle, was ganz, ganz wichtig ist und das
00:09:37: passiert in den Beispielen, die du gerade genannt hast ja auch, zu glauben, gesunde Führung
00:09:43: ist was, was nur durch die Führungskräfte ermöglicht werden kann.
00:09:46: Das wäre mein nächstes Stil.
00:09:48: Nein.
00:09:49: So ist es nicht.
00:09:50: Das Führung ist, das ist wie beim Tanzen.
00:09:55: Wenn der, der führt, nicht führen kann, tritt man sich auf die Füße.
00:10:00: Aber wenn der, der geführt wird, sich nicht führen lässt, tritt man sich auch auf die
00:10:05: Füße.
00:10:06: Stimmt, ja.
00:10:07: Und darum rum ist wiederum die Musik entscheidend.
00:10:09: Wenn das Orchester dauernd aus dem Tag kommt, dann wird es auch schwer sein zu tanzen.
00:10:15: Das heißt, Führung ist tatsächlich, das ist ein Kulturelement.
00:10:18: Das geht einfach alle an, die die führen, die die geführt werden und im aller, aller
00:10:24: obersten Stelle, die die oben an der Spitze der Führung sind.
00:10:28: Weil das wird top down in jedem Unternehmen weitergegeben.
00:10:31: Und jetzt ein bisschen zu deiner Frage.
00:10:32: Warum ist das noch so, dass die, Entschuldigung, jetzt gehe ich kurz in ein Stereotyp, alten
00:10:37: weißen Männerführungsstile noch so verbreitet sind.
00:10:42: Aber das ist ja genau dieses Klischeebild, das ist der Handel.
00:10:45: Ja, und das stimmt ja auch.
00:10:47: Und es sind natürlich nicht immer Männer und sie müssen, es ist nicht von der Hautfarbe
00:10:51: zwingend abhängig und das wissen wir alle, aber so sind ja Stereotype.
00:10:54: Naja, das zeigt sich ja ganz gut an der aktuellen Weltpolitik, wo dieser Führungsstil auch
00:11:01: bei manchen eine gewisse Bevorzugung hat.
00:11:04: Und interessanterweise, weil manchen auch irgendwie gut anzukommen scheint.
00:11:08: Ich denke, warum hält man daran fest?
00:11:13: Erstens, es ist so tradiert, es ist so aus der Sozialisation herausgekommen.
00:11:17: Die haben das selber so gelernt, so wurde früher geführt und das wurde übernommen.
00:11:23: Und so etwas zu verändern ist schwierig vor allem, weil es auch immer eine Störung,
00:11:32: eine Verstörung verursachen kann, weil es Unsicherheiten hervorbringt.
00:11:36: Bestes Beispiel Thema Gesundheit und Arbeit.
00:11:39: Ich berate ja jetzt wirklich seit an den 20 Jahren Unternehmen und Organisationen verschiedenster
00:11:45: Größenordnungen und Arbeitsbereiche und Branchen.
00:11:50: Und wenn wir mit dem Thema Gesundheit, ob jetzt betriebliche Gesundheitsförderung,
00:11:56: Gefährdungsbeurteilung, was auch immer oder eben gesunde Führung reingehen, dann ist
00:12:00: immer erst so eine Befürchtung.
00:12:03: Oh, wenn wir jetzt plötzlich unsere Leute fragen, ob und was sie brauchen, um gesund
00:12:11: zu sein oder was sie vielleicht krank machen könnte, dann machen wir gern Fass auf.
00:12:17: Und plötzlich sind alle krank.
00:12:19: Das ist natürlich totaler Quatsch, weil die werden nicht deswegen krank, weil man darüber
00:12:24: redet.
00:12:25: Es ist nicht zu überrufen, wäre nicht zu erwarten, dass das durchaus auch die Fehlzeiten vielleicht
00:12:29: erst mal ein bisschen höher gehen, weil die Sensibilität steigt.
00:12:32: Aber das pendelt sich auch wieder ein.
00:12:35: Und jetzt kann ich mich entscheiden, Vogelstrauß oder nicht.
00:12:39: Und auf der anderen Seite, also diese Unsicherheit.
00:12:42: Und das kann ich ja durchaus verstehen.
00:12:43: Also wenn man so etwas wie eine Kultur in einem Unternehmen verändert, bringt man einfach auch
00:12:49: eine Unsicherheit mit rein.
00:12:51: Und die ist natürlich schwer, das wird immer abgewogen, auch in der Führung.
00:12:58: Aber was ist es uns das wert?
00:13:00: Wie kommen wir da rein?
00:13:02: Das Interessante ist, die Gesundheitsförderung ist es echt wert.
00:13:06: Der Return und Invest ist für gesunde Arbeit gigantisch.
00:13:10: Was ist denn jetzt, wenn ich betroffener Mitarbeiter bin in so einem noch traditionellen Unternehmen
00:13:18: oder in einem Unternehmen, das eben aus diesem ungesunden Führungsstil noch kommt, wo man
00:13:24: vielleicht auch weiß, bei der Chefetage, die sind jetzt auch nicht mehr die Jüngsten,
00:13:28: vielleicht ändert sich da nichts mehr.
00:13:29: Was kann ich denn als Mitarbeiter tun?
00:13:32: Erstens, dass es mir besser geht oder vielleicht auch allen anderen, also der Firma?
00:13:38: Das ist natürlich eine große Verantwortung, wenn sich die in einem einzelnen Mitarbeiter,
00:13:44: der jetzt selber keine Führungsverantwortung hat, auf die Schultern setzt.
00:13:47: Da wäre ich prinzipiell erstmal so ein bisschen vorsichtig.
00:13:49: Für alle ist es, es wird Auswirkungen haben.
00:13:53: Aber das Wichtigste ist natürlich auch vor allem auf sich selber zu gucken, dass man
00:13:59: gesund aus der Arbeit und mit der Arbeit rausgeht und sich auch klar zu machen.
00:14:04: Manches liegt vielleicht auch außerhalb des eigenen Einflussbereiches.
00:14:09: Und meine Grundempfehlung, die ich an der Stelle immer gebe, ist, überhaupt mal darüber
00:14:17: zu sprechen, was Gesundheit und gesunde Arbeit denn eigentlich für einen selbst, aber auch
00:14:26: für die anderen so bedeutet.
00:14:27: Also beim Mittagessen mal darüber zu sprechen, was heißt denn eigentlich gesunde Arbeit
00:14:35: für uns?
00:14:36: Was heißt denn eigentlich gesunde Führung für uns?
00:14:40: Um das so ein bisschen zum Leben zu bringen.
00:14:42: Weil ganz oft ist es eben so, du hattest es vorher schon mal erwähnt, dass es dann ganz
00:14:46: schnell zu so einem Führungskräfte Bashing kommt.
00:14:49: So, ja ich würde ja total sofort gesund sein, wenn meine Chefin, wenn mein Chef und so
00:14:56: weiter.
00:14:57: Mit Fingerpointing auf die anderen ist noch nie Gesundheitsförderung entstanden.
00:15:02: Das bringt gar nichts.
00:15:03: Und hier wirklich mal überhaupt darüber zu sprechen, weil es gibt nicht die eine Definition
00:15:12: von Gesundheit oder gesunde Arbeit oder auch das Recht nicht von gesunder Führung.
00:15:16: Sondern das ist ein Kulturthema und Kultur bedeutet immer, dass es von allen gemeinsam
00:15:22: getragen wird.
00:15:23: Also das Thema mal mit reinbringen und je nachdem wie das Vertrauensverhältnis zu
00:15:30: vorgesetzt und zum Vorgesetzten ist, wieder einmal zu gucken, hey, wäre das vielleicht
00:15:36: nicht mal was, was wir mal besprechen sollten, wie wir mit Gesundheit hier bei der Arbeit
00:15:40: umgehen sollen.
00:15:41: Was man dabei nicht vergessen darf, ist, dass Führungskräfte da selber oft auch einfach
00:15:46: verunsichert sind.
00:15:47: Was und wie und in der Regel eine hohe Verantwortung auch fühlen.
00:15:53: Wenn Sie merken, ich habe wirklich hunderte Führungskräfte geschult zu dem Thema.
00:15:59: Und da ist oft, es ist nicht so, dass Führungskräfte desinteressierte Holräume sind, die sich
00:16:11: überhaupt nicht für Mitarbeiterbelange interessieren, sondern die machen sich wirklich ganz oft
00:16:17: echt Sorgen.
00:16:18: "Oh Mensch, jetzt ist der eine schon wieder krank und jetzt sind da drei krank geworden."
00:16:22: Und ich weiß aber nicht, wie ich damit umgehen kann.
00:16:25: Nun soll das also vor allem viel Unsicherheit mit dabei und das auch mal zu sehen.
00:16:30: Ist das auch eine, vielleicht auch eine Überforderung von Führungskräften manchmal, weil dieses
00:16:37: Thema, es geht ja jetzt nicht nur um Gesundheit in Form von "Ade hat Schnupfen und bleibt
00:16:41: daheim", das gab es ja schon immer.
00:16:43: Aber das, was jetzt so in unserer Zeit ja kommt, ist auch diese geistige Gesundheit, diese
00:16:48: ja Resilienz einfach, die man jetzt ja nicht sieht, dass man sagt, oh, die ist krank, weil
00:16:52: die hat Schnupfen.
00:16:53: Man sieht es ja häufig nicht.
00:16:54: Aber ist das dann so eine Überforderung für die Führungskräfte auch?
00:16:57: Wie mache ich das?
00:16:58: Wie kann ich denen helfen?
00:17:00: Meiner Erfahrung nach absolut, denn gerade die psychischen Erkrankungen, die psychischen
00:17:07: Störungen, ja du hast es gerade gesagt, ich meine Rotsnase sieht und hört man jedem an
00:17:12: und kann wunderbar sagen, hey bitte geheim, geh bitte jetzt nach Hause.
00:17:19: Den Gipsbein sieht man auch jedem an, aber eine Angststörung oder eine depressive Störung
00:17:25: oder was auch immer, das Panoptikum der psychischen Erkrankungen ist sehr vielfältig.
00:17:29: Die sieht man halt nicht unbedingt auf den ersten Blick oder vielleicht sieht man sogar
00:17:33: ganz was anderes, dass da jemand extrem leistungsorientiert und interessiert ist und dann plötzlich sind
00:17:40: alle ganz überrascht und sagen retrospektiv in der Rückschau, ah ja, also ich habe mir
00:17:46: schon immer gewundert, wie der das alles aushält.
00:17:49: So, und da ist meine Erfahrung gewesen, ja, da ist viel Unwissen und zwar nicht nur bei
00:17:54: den Führungskräften, als wäre das ein Defizit von Führungskräften, sondern generell bei
00:17:58: allen.
00:17:59: Das ist überhaupt mal so ein Grundwissen über psychische Febelastung, über psychische Erkrankungen.
00:18:06: Man nennt das Ganze jetzt nicht nur auf die psychische Bezogen, aber allgemein es gibt
00:18:10: den schönen Begriff "Health Literacy" im Englischen.
00:18:13: Also Gesundheitswissen kann man es so ein bisschen übersetzen und da ist tatsächlich
00:18:21: einfach immer noch sehr, sehr wenig wirkliches Wissen, wie psychische Erkrankungen entstehen,
00:18:30: dass die multifaktoriell verursacht werden.
00:18:32: Dass es also nicht einen Auslöser in der Regel gibt, sondern dass es ganz viele verschiedene
00:18:36: Faktoren gibt.
00:18:37: Dass die unterschiedliche Symptomen Bilder haben, auch wie weit verbreitet die sind,
00:18:42: wissen ja viele nicht.
00:18:43: Ich meine, es kommt immer mehr an, aber da ist einfach noch wenig Wissen da, das ist
00:18:49: das eine.
00:18:50: Ich oft, wenn ich Füllungskräfte zu dem Thema geschult habe, ich sage immer, ich bin da
00:18:54: so getreut im Pädagogenvorbild Pestalozzi verhaftet, dass ich sage, es muss was für
00:19:00: Kopfherz und Hand dabei sein.
00:19:02: Und Kopf heißt für mich Wissen.
00:19:04: Und wirklich mal aufklären.
00:19:05: Grundwissen, Psyche.
00:19:08: Was passiert da?
00:19:10: Wie entstehen Erkrankungen?
00:19:11: Was ist überhaupt eine Psychotherapie?
00:19:15: So das eine.
00:19:17: Die Hand ist tatsächlich Tools an die Hand zu geben.
00:19:23: Wo es zum Beispiel solche Situationen gibt, was mache ich denn eigentlich, wenn ich das
00:19:29: Gefühl habe, einem meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht es nicht gut?
00:19:34: Da ist eine enorme Unsicherheit da.
00:19:37: Darf ich es ansprechen?
00:19:39: Kann ich es ansprechen?
00:19:40: Wenn ja, wie?
00:19:42: Weil gleichzeitig gibt mich das ja nichts an.
00:19:45: Da ist unglaublich viel Unsicherheit da.
00:19:48: Und eben nicht zuletzt, da bin ich beim Herz von Kopfherz und Hand die eigene Bedeutsamkeit.
00:19:52: Also was heißt es denn für mich?
00:19:54: Wie gehe ich denn eigentlich ich selber mit Belastungen um?
00:19:58: Weil ja, ich will Vorbild sein.
00:19:59: Ja, ich habe viel, viel Workload auf dem Tisch.
00:20:04: Und gleichzeitig will ich aber auch, dass es meinen Leuten gut geht.
00:20:07: Und dann habe ich aber selber eine Familie zu Hause oder mein Leben außerhalb des Berufs.
00:20:14: Also die eigene Psychohygiene da mit reinzubringen.
00:20:19: Da sind ja Führungskräfte auch nicht gefreit davor.
00:20:22: Und das so zusammenzubringen, darum geht es, glaube ich.
00:20:26: Das heißt also, um das jetzt mal ganz knapp zusammenzufassen, Führung sollte sich Wissen
00:20:31: aneignen und Mitarbeiter sollten drüber sprechen?
00:20:34: Nicht nur die Mitarbeitenden, im Idealfall alle zusammen.
00:20:39: Also nach, ich habe ja ganz, ganz viele psychische Gefährungsbeurteilungen durchgeführt.
00:20:45: Und eine der Grundempfehlungen war immer, hey, setz doch mal mit eurem Team zusammen
00:20:53: und redet mal eine Stunde drüber über folgende Fragen.
00:20:57: Was heißt eigentlich Gesundheit für uns?
00:21:00: Was ist eigentlich ein gesunder Mitarbeiter, eine gesunde Mitarbeiterin?
00:21:03: Woran merke ich das denn?
00:21:05: Was ist eigentlich gesunde Arbeit?
00:21:07: Und was ist denn für uns ein gesundes Unternehmen?
00:21:09: Das darf man ja auch nicht vergessen.
00:21:11: Also die betriebswirtschaftliche Gesundheit ist das eine.
00:21:15: Aber woran merke ich es noch?
00:21:16: Und nicht zuletzt die gesunde Führung.
00:21:18: Darüber zu sprechen, weil man das hinbekommt.
00:21:21: So was vielleicht jetzt auch nicht nur einmal, sondern keine Ahnung.
00:21:25: Einmal im halben Jahr sich dafür mal eine Stunde oder anderthalb Zeit zu nehmen, bringt
00:21:31: einen enormen Mehrgewinn.
00:21:32: Und da muss man noch nicht mal selber wahnsinnig viel Ahnung da haben oder einen Experten
00:21:37: dazuholen, sondern wirklich so ein gemeinsames Bild zu schaffen.
00:21:42: Ich glaube, du hast gerade damit auch meine nächste Frage beantwortet, welche Fehler es
00:21:47: in Führungen gibt, wenn es um die Förderung der Mitarbeitergesundheit gibt.
00:21:52: Also ist quasi einfach sich überhaupt gar keine Gedanken darüber machen, oder?
00:21:56: Ja, das wäre natürlich.
00:21:59: Ja, da kann nicht viel mehr raus kommen.
00:22:01: Klar.
00:22:02: Aber man kann ja, man kann sagen, reden.
00:22:04: Aber um es ein bisschen greifbarer zu machen, auch zu glauben, Mitarbeitergesundheit wäre
00:22:11: nur etwas, was der Einzelnen betrifft.
00:22:14: Ja, dann ist halt ein Salat und dann, wir gehen halt auch mal die Treppenstufen und
00:22:22: dann mach auch mal eine Pause und so weiter.
00:22:27: Alles gut, um Gottes Willen.
00:22:28: Aber man unterscheidet hier zwei Facetten der Prävention, also der Förderung von Gesundheit
00:22:35: und der Vermeidung von Krankheiten, nämlich die Verhaltens- und die Verhältnisprävention,
00:22:40: nennt man das.
00:22:41: Und oft erlebe ich eben, dass Gesundheitsförderung auch und gerade da in Betrieben sehr auf
00:22:50: diese Verhaltensprävention liegt.
00:22:52: Das heißt wirklich, Dinge, die für die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern da sind,
00:23:00: das ist alles gut.
00:23:01: Aber mindestens die anderen 50 Prozent der Aufmerksamkeit im Thema sollte man eben auf
00:23:07: die Verhältnisprävention setzen.
00:23:10: Das heißt die Rahmenbedingungen.
00:23:12: Dass der Rahmen der Arbeit so gestaltet wird, dass man vielleicht gar nicht erst krank wird
00:23:18: wegen der Arbeit oder die Arbeit eben sogar diesen gesundheitsförderlichen Aspekt noch
00:23:23: betonen kann.
00:23:24: Und da gehören eben Dinge dazu, wie die Arbeitsumgebung, Lärm, Luftlicht, Schreibtisch, aber
00:23:31: auch im sozialen Kontext, wie kann ich meine Kollegen treffen, wie ist der Austausch
00:23:35: untereinander.
00:23:36: Da gehören aber auch Arbeitsorganisationselemente dazu, wie sind die Prozesse definiert, wie
00:23:42: ist der Arbeitsablauf, gibt es Dauernstörungen, Unterbrechungen oder kann ich einigermaßen
00:23:46: im Flow arbeiten.
00:23:47: Wie sind die Arbeitsinhalte, ist es zu viel, ist es zu wenig, ist es an der richtigen Stelle
00:23:53: und eben auch ganz zentral das Thema, wie findet in dem Ganzen denn Führung statt.
00:24:00: Und Führung ist halt was anderes als reines Management.
00:24:05: Management bedeutet Verwaltung und Mitarbeiter wollen nicht verwaltet werden, sondern sie
00:24:11: wollen geführt werden.
00:24:12: Das heißt, sie brauchen auch ein Leadership-Part dran und der ist dafür eben ganz zentral.
00:24:18: Darüber weiß man auch empirisch übrigens sehr gut Bescheid.
00:24:22: Eine Führungskraft, die es nicht versteht, gesund zu führen, ist sogar das zentrale
00:24:29: Gesundheitsrisiko für die Mitarbeitenden und umgekehrt eine Führungskraft, die das
00:24:35: versteht.
00:24:36: Das ist eine ganz wichtige Tragsäule für die Resilienz, für die Widerstandskraft,
00:24:42: wo wir mitten in unserem Thema aus sind, der Podcastreihe.
00:24:46: Das heißt, gesunde Führung ist ein ganz, ganz unterstützender Resilienzfaktor für
00:24:53: die Mitarbeitenden und auch fürs Unternehmen, weil das Unternehmen ist ja auch Krankheiten
00:24:59: in Anführungszeichen ausgesetzt und das macht auch das Unternehmen stark.
00:25:03: Da kommen wir gleich nochmal dazu und zwar mit Beispielen zur gesunde Führung.
00:25:08: Ich möchte aber nochmal ganz kurz ein bisschen zurückgehen.
00:25:10: Du hast uns gerade ganz viele Tipps gegeben oder auch Sachen gegeben, auf die man achten
00:25:15: kann.
00:25:16: Es wird ja ganz viel ausprobiert, ein viel guter Manager, Teambuilding-Maßnahmen, flexible
00:25:21: Arbeitsmultelle, vier Tage Woche, Remote Workstation und und und.
00:25:25: Was siehst du denn als absolut sinnvoll an und was überhaupt gar nicht?
00:25:29: Auch da fange ich ein bisschen weiter außen an.
00:25:34: Ich habe mal in meiner Zeit, als ich an der Augsburg Business School Akademischer Direktor
00:25:40: war, ein Modell entwickelt, das nennt sich der Augsburger Weg zum gesunden Unternehmen.
00:25:44: Und der erste Schritt ist, also die müssen nicht immer direkt nacheinander erfolgen,
00:25:50: aber wenn einer der Schritte nicht gegangen wird, dann wird es schwierig.
00:25:54: Und der erste Schritt ist, gesunde Führung fängt ganz oben an oder gesundes Unternehmen
00:26:02: fängt ganz oben an.
00:26:03: Anders ausschließlich Gesundheit muss Chefsache sein.
00:26:07: Das heißt, wenn die oberste Führung des Unternehmens nicht verstanden hat, das Gesundheitsförderung,
00:26:16: Resilienzsteigerung im Unternehmen nicht nur ein nettes Add-on ist, weil wir wollen,
00:26:24: ja, wir wollen ja unseren Mitarbeitern was Gutes tun.
00:26:28: Und außerdem kommt die Gen Z als neue Mitarbeitergeneration dazu und die
00:26:32: kommen ja sonst gar nicht.
00:26:34: So, also wenn nicht verstanden wird, dass das hier eine strategische
00:26:39: Entscheidung für die Unternehmens Zukunft ist, dann zum Beispiel habe ich Beratungsprozesse
00:26:44: immer gar nicht erst fortgesetzt.
00:26:45: Interessant, okay.
00:26:46: Weil es bringt schlicht und einfach nichts, sondern man muss die Betriebswirtschaft
00:26:50: und zwar wirklich betriebswirtschaftlich muss man es sehen.
00:26:52: Ist eine strategische Entscheidung, genauso wie neue Produktlinien zu entwickeln
00:26:57: oder in einem Merge mit einem anderen Unternehmen zu gestalten oder einen
00:27:04: Strukturwandelprozess voranzutreiben.
00:27:06: Also das ist eine strategische Entscheidung, die top down getroffen werden muss
00:27:12: und auch gesehen werden muss, dass es schlicht und einfach wirtschaftlich ist.
00:27:16: Wenn man sich der Gesundheit der Mitarbeiter anehren, das bringt wirklich
00:27:20: einen dicken Return.
00:27:21: Da gibt es tolle Studien.
00:27:22: Und wenn die das auch gegriffen haben und machen, was kommt dann?
00:27:25: Dann ist der nächste Schritt, die Kompetenz im Unternehmen zu erweitern.
00:27:30: Denn oft läuft es ja so.
00:27:33: Ah ja, du die Hanelore aus der Abteilung X Y, die macht doch in der Freizeit Yoga.
00:27:42: Ah, die soll doch mal irgendwie organisieren, dass wir so einen Gesundheitstag haben.
00:27:48: Ja, nee, wirklich Kompetenzfelder schaffen.
00:27:53: Das heißt, es muss mir klar sein, das geht nicht nebenbei.
00:27:57: Es ist eine Investition.
00:27:59: Also die kriegt man nicht umsonst, genauso wie man neue Maschinen auch nicht geschenkt.
00:28:03: Das heißt, dass die Hanelore quasi dann einen Tag von ihrer eigentlichen Arbeit
00:28:07: befreit ist, um das dann zu machen, dass man quasi Leute nimmt, die man
00:28:11: eh schon im Unternehmen hat und die dann weiter fördert, dass es aber dem Unternehmen hilft.
00:28:16: Im Idealfall wirklich bestehende Personen, je nach Unternehmensgröße auch.
00:28:21: Also man muss jetzt nicht gleich jemandem neu einstellen zwingt dafür.
00:28:24: Das hängt davon der Unternehmensgröße und die Möglichkeit weiter ab.
00:28:27: Also das heißt, du hast das ganz wichtig, sie sagt Zeit.
00:28:31: Also dass der oder diejenige wirklich auch ein Zeitbudget hat, dass er auch überhaupt
00:28:36: über ein Budget verfügen kann.
00:28:38: Wenn der jedes Mal immer wieder über drei Ketten für jede Mikroausgabe
00:28:43: sich abstimmen muss, dann geht es ja schon mal runter.
00:28:46: Derjenige muss aber auch mit wirklich Handlungskompetenz ausgestattet sein.
00:28:51: Eben nur, weil man mal irgendwo im Sportverein aktiv ist.
00:28:55: Heißt es noch lange nicht, dass man ein betriebliches Gesundheitsmanagement
00:28:58: auf die Beine stellen kann.
00:28:59: Da gibt es tolle Weiterbildung.
00:29:00: Das heißt, man muss die auch fachlich qualifizieren,
00:29:02: um nur so ein paar Beispiele dazu zu nennen.
00:29:07: Im nächsten Schritt geht es darum, ein Managementsystem aufzusetzen.
00:29:10: Also einfach nur so, aber wir machen mal so ein Gesundheitstag.
00:29:16: Das reicht nicht, sondern das braucht wirklich ein tragfähiges
00:29:20: Managementsystem und das muss man sich auch nicht aus den Fingern schneiden.
00:29:23: So was gibt es in fast jedem Unternehmen.
00:29:25: So viele Unternehmen haben zum Beispiel eine QM Zertifizierung, also Qualitätsmanagement
00:29:30: oft sogar nach einer Dien-Norm der 9.000er Reihe, um das nochmal als Beispiel zu nehmen.
00:29:36: Ja, kann man einfach Copy-Paste machen.
00:29:39: Also Managementsystem ist im Grunde
00:29:40: gleich Managementsystem, ob es da jetzt um Qualität oder Gesundheitsförderung
00:29:45: oder Prozessmanagement geht, ist kein großer Unterschied.
00:29:48: Aber wenn das nicht gemacht wird, dann versackt halt einfach vieles dazu.
00:29:52: Dann ist es auch wichtig klar zu machen, ich brauche hier wirklich auch
00:29:57: weitere Beteiligte das Netzwerk zu aktivieren.
00:30:01: Wie sehr, wenn es ihn gibt, muss ich den Betriebsrat zum Beispiel einbinden.
00:30:05: Gibt es den Betriebsarzt? Kann mir, das ist ja ganz großartig, die Krankenkassen
00:30:10: bieten hier tolle Unterstützung an.
00:30:14: Da gibt es extra qualifizierte Beraterinnen und Berater, die Unternehmen
00:30:21: auf diesem Weg begleiten und hier wirklich mal bei der Krankenkasse
00:30:28: nachfragen und zu sagen, hey, könnten wir da von euch auch ein Prozessbegleiter haben.
00:30:34: Also alles so was dazuholen und was auch nicht jedes Mal heißt,
00:30:38: dass, weil ich gesagt habe, Chefsache, der Chef muss sich alles um das persönlich kümmern.
00:30:42: Nein, aber er kann es auch nicht nur wegdelegieren.
00:30:45: Und wenn ich das schon mal alles gemacht habe,
00:30:48: dann geht es darum, wirklich alle Beteiligten ins Boot zu holen.
00:30:53: Das heißt, transparent zu kommunizieren, zu informieren, auch wenn es noch nicht
00:30:58: fertig ist, nicht irgendwie so dran gehen zu sagen,
00:31:02: ja, wir bauen jetzt mal hier Gesundheitsstrukturen auf.
00:31:05: Und wenn die fertig sind, dann sagen wir es auch unseren Leuten.
00:31:07: Also transparent mitnehmen.
00:31:11: Das kann ja nicht funktionieren,
00:31:13: sondern von vornherein sagen, hey, uns ist das Thema wichtig
00:31:17: und wir sind da und da dran und es wird aber vielleicht da und da auch noch dauern.
00:31:22: Oder wir haben die und die Idee, wir wissen aber noch gar nicht, ob die gut ist,
00:31:25: weil wir probieren die jetzt mal aus, so daran zu gehen.
00:31:31: Und bevor dann noch die ersten Maßnahmen wirklich ausgerollt werden,
00:31:35: sollte man eine sehr gut aufgesetzt Diagnostik auch mit reinbringen.
00:31:39: Das muss man gesetzlich gesehen, jedes Unternehmen in Deutschland
00:31:43: muss eine Gefährdungsbeurteilung machen, und zwar nicht nur für die körperlichen
00:31:47: Risiken bei der Arbeit, sondern auch für die mentalen Risiken bei der Arbeit.
00:31:50: Das muss man sowieso machen nach Arbeitsschutzgesetz,
00:31:54: um damit auch die
00:31:56: eigene Governance wirklich sauber aufzustellen.
00:32:00: Und das macht man ja sonst auch.
00:32:03: Also ich, ich entwickle doch auch nicht einfach ein neues Produkt,
00:32:06: ohne vorher mal den Markt zu befragen oder das Betriebswirtschaftlich
00:32:10: durchzukalkulieren oder zu gucken, was wie brauche ich, passt das denn überall rein?
00:32:14: Also nicht einfach mit dem Gießkannenprinzip
00:32:17: irgendwas ausschütten, weil man gehört hat, das wäre gut.
00:32:20: Das heißt also, wenn ich jetzt einfach sage,
00:32:22: vier Tage Woche und dann ist alle super, das geht nicht.
00:32:24: Für mich klingt das jetzt so, wie du das gesagt hast, wie wenn ich ein neues Produkt
00:32:28: relaunche, wo ich sage, das wird mein absolutes Topprodukt.
00:32:33: Und genauso ist es, wenn ich genau so auf die Gesundheit meiner Mitarbeiter gehe,
00:32:38: das wird mein absolutes Topprodukt, dann wird auch alles andere gut oder nach oben gehoben.
00:32:43: So klingt es jetzt gerade für mich, dass ich als als
00:32:45: Führungsposition einfach so vorgehe, wie wenn ich ein neues Produkt relaunche
00:32:50: oder oder mir ausdenke.
00:32:52: Es ist ein Megaveregleich, Ojo muss ich gerade sagen.
00:32:55: Ich bin Gänsehaut dabei, weil da hört jeder zu und zwar ohne
00:32:58: jetzt um Gotteswillen nicht, dass es jemand falsch ist, so wir würden
00:33:00: mitarbeiten als Produkt. Nein, das ist ja.
00:33:03: Den oder objektivieren.
00:33:04: Aber wirklich aber von diesem Ansatz her so wie also mit der Begeisterung,
00:33:07: mit der Professionalität, die hat ja jedes Unternehmen.
00:33:10: Und sich damals wieder klar zu machen, die wichtigste Ressource, die ein Unternehmen hat.
00:33:16: Sie sind ja immer wichtiger.
00:33:18: Sind nicht die Maschinen, sind nicht die Gebäude.
00:33:21: Das sind die Leute.
00:33:23: Ja, klar. Wenn die nicht arbeiten, kriege ich auch mein Produkt nicht.
00:33:26: Ja, und das ist eine Voraussetzung, wo man auch und da können wir auch
00:33:31: wunderbar die Brücke zur Führung zum Beispiel schlagen.
00:33:33: Eins meiner Lieblings definitionen Führung ist ja sehr schwer zu definieren,
00:33:40: aber oder zumindest Notwendigkeitsbeschreibungen von Führung stammt
00:33:44: von Lutz von Rosenstiel, ein großer deutscher Organisationspsychologe,
00:33:50: der in München gelehrt und gelebt hat und der hat mal ganz super definiert.
00:33:55: Führung heißt jemand hat mehr zu tun, als er alleine schaffen kann.
00:33:59: Und ich glaube, das muss man sich immer wieder klar machen,
00:34:03: auch gerade da bin ich wieder bei der gesunden Führung.
00:34:05: Hey, mach dir doch mal klar.
00:34:07: Der einzige Grund, warum du Führungskraft bist,
00:34:10: ist, du schaffst es nicht alleine.
00:34:12: Ansonsten bräuchte es dich nicht des Verständes von Führung.
00:34:18: Und wenn man das mal für sich internalisiert hat,
00:34:21: dann heißt dann wird schnell klar, worum es da letztendlich geht.
00:34:24: Und deswegen der Vergleich, den du gerade gehabt hast mit,
00:34:27: wie ein neues Produkt mega geil und diese Begeisterung und Professionalität
00:34:33: und auch Durchhalte vermögen.
00:34:36: Jeder, der neue Produkte entwickelt, weiß, dass es immer länger dauert als gedacht.
00:34:40: Und trotzdem hält man durch.
00:34:42: Das braucht Gesundheitsforderung auch.
00:34:44: Ja, wenn man dran glaubt.
00:34:47: Aber wenn man nicht dran glaubt, dann lohnt es sich auch nicht.
00:34:49: Aber ich glaube, in dem Falle, also in gesunde Führung oder auch in gesunde
00:34:53: Mitarbeiter sollte man auf alle Fälle glauben.
00:34:55: Und da wäre ich jetzt auch schon bei der Frage,
00:34:58: die ich ja vorhin schon gestellt habe, kurz Beispiele.
00:35:00: Hast du vielleicht Beispiele, wo gesunde Führung
00:35:02: zum Mehr zu Friedenheit oder auch zum Mehr Produktivität geführt hat?
00:35:07: Absolut.
00:35:11: Aus verschiedenen Beispielen.
00:35:14: Ich nehme mal zwei, drei raus.
00:35:17: Das eine, das ist ein großer Produktionsbetrieb mit zwei Standorten
00:35:23: in Bayern, die tatsächlich das Thema Gesundheit,
00:35:30: gesunde Führung zur Chefsache erklärt haben.
00:35:34: Also der Geschäftsführer dort hat sich das ganz vorne drauf aufs Tablo geschrieben.
00:35:39: Und da geht es zum Beispiel schon damit los, wirklich mal
00:35:45: bei den Mitarbeitern zu schauen, was brauchen die einzelnen Mitarbeitenden,
00:35:50: um möglichst gesund arbeiten zu können.
00:35:53: Wo ja jeder Arbeitsplatz unterschiedlich ist, brauche ich eine Hebehilfe vielleicht,
00:35:57: weil es um schwere Gegenstände gibt, die es zu heben gilt, oder eine Standmatte,
00:36:01: weil ich einfach viel im Stehen oder mit Vibration zu tun habe.
00:36:06: Oder es ist eher ein Arbeitsplatz im Office, wo ich eine andere Beleuchtung brauche,
00:36:12: um in den Bildschirm zu gehen.
00:36:12: Also das ist mal so physische Facetten daran.
00:36:14: Aber das kann ich auch übertragen auf die Psyche.
00:36:18: Aber wo es wirklich mal darum geht, überhaupt diese Bewusstheit zu machen
00:36:21: und dem Zusammenhang zu erkennen.
00:36:23: Also mal zu fragen, was brauchst du denn, um hier scheider arbeiten zu können?
00:36:29: Da muss ich noch nicht mal das Wort Gesundheit in den Mund nehmen,
00:36:32: sondern darum geht es ja, weil das ist ja ein ferradil.
00:36:36: Das wird dann auch oft mal hinterfragt, zu den Jahren bei Gesundheitsförderung
00:36:39: dient das nicht versteckt der Gewinnmaximierung des Unternehmens.
00:36:42: Und ist das dann nicht wieder kapitalistische Ausbeutung, wo ich immer sagen würde,
00:36:47: ich verstehe die Frage nicht.
00:36:48: Der Sinn eines Unternehmens ist es, Gewinne zu erwirtschaften oder einer der Sinne.
00:36:53: Das ist mehr als legitim.
00:36:54: Es ist auch notwendig.
00:36:56: Das heißt als Führungskraft hier mal den Blick zu haben und mit den Leuten in Dialog zu geben.
00:37:00: Was brauchst du denn?
00:37:02: Und das haben die dann dort gemacht oder?
00:37:04: Ja, ja.
00:37:06: Und was ist passiert?
00:37:07: Und da sind sehr spannende Sachen herausgekommen.
00:37:09: Dort ist passiert einerseits die Fluktuation ist runtergegangen,
00:37:13: die Arbeitsunfälle sind runtergegangen.
00:37:16: Ähm und ja, die Fehlzeitenstatistik ist ja bitte, bitte, bitte, bitte nicht
00:37:22: Gesundheit und erst recht nicht gesunde Führung an der Fehlzeitenstatistik messen.
00:37:26: Das ist eine viel zu einfache, simple Kennzahl, als dass man sowas komplexes damit
00:37:32: an abbilden könnte.
00:37:34: Und dann haut dir eine Grippewelle die komplette Kennzahl durcheinander und deshalb
00:37:39: mit der Führung gar nichts zu tun.
00:37:40: Nicht wirklich.
00:37:42: Aber also das sind schon mal zwei sehr interessante Facetten dran.
00:37:45: Also dass die Arbeitsunfälle sich verändert haben, dass die Fluktuation gesunken ist
00:37:50: und dass tatsächlich die Produktivität, das ist natürlich auch da von verschiedensten Facetten
00:37:56: abhängig, aber die Produktivität rausgegangen ist,
00:37:59: in Zusammenhang mit einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit.
00:38:04: Ziemlich geil.
00:38:06: Ich finde das gerade super interessant, wo du gesagt hast, die sind hingegangen
00:38:10: und haben jeden einzelnen gefragt.
00:38:11: Das ist ja häufig so, was man hört, so aus dem Volk heraus hätten, die halt mal
00:38:16: uns gefragt, die da am Hebel sitzen, die das auch wirklich ausführen.
00:38:21: Wenn man uns gefragt hätte, hätten wir gesagt, das ist ja genau das, oder?
00:38:26: Ich frag die, die es auch wirklich machen.
00:38:28: Was brauchst du?
00:38:30: Ja, und ich höre zu und ich führe und deswegen nicht bei der gesunden Führung.
00:38:36: Ich führe hier aber auch klar, weil da geht es überhaupt nicht darum,
00:38:41: irgendwie Ponyhof Wunschkonzert zu machen.
00:38:43: Null, sondern klarer Deal.
00:38:46: Ich erwarte auch Leistung von dir.
00:38:48: Deswegen arbeitest du ja hier auch.
00:38:51: Aber ich will nicht, dass du krank wirst und vor allem will ich, dass du gute
00:38:54: Leistung bringen kannst, die die die passt, ohne dass du drunter leidest
00:39:00: oder die Qualität der Arbeit oder der Output.
00:39:04: Das heißt, hier auch klar zu führen, weil natürlich nicht alles umgesetzt werden kann
00:39:08: oder sogar auch Maßnahmen, Veränderungen, Prozesse eingeführt werden,
00:39:13: die die Leute erst mal nicht so geil finden.
00:39:16: Weil es ist ja das Paradoxe dran.
00:39:17: Also man würde ja gerne glauben, wenn Führung sich mit Gesundheit beschäftigt,
00:39:22: auf einmal alle "Juhu" schreien und sagen, hey, endlich.
00:39:26: Jetzt haben wir hier jahrelang immer den Schuldigen beschimpft.
00:39:29: Und ähnlich passiert was.
00:39:32: Nee, oft ist es gar nicht so, weil es wird dann schnell deutlich.
00:39:37: Ich darf hoffentlich so offen sprechen.
00:39:39: So nach dem, ach kacke.
00:39:41: Ja, ich muss ja selber auch.
00:39:43: Hast du dann Beispiel?
00:39:44: Wir waren ja bei den Beispielen.
00:39:45: Gibt es da irgendwie was, wo du sagst, das war so?
00:39:48: Aber im Endeffekt hat sich dann als gut rausgestellt?
00:39:50: Wir fahren gerade so physische Beispiele ein.
00:39:57: Aber das fand ich sehr lustig aus einem anderen Unternehmen auch da.
00:40:03: Produktionsunternehmen.
00:40:07: Da war der Aufschrei groß, als der Bierautomat abgeschafft wurde.
00:40:12: Großartig, okay. Verstehe ich die Mitarbeit.
00:40:18: Denn ich verstehe alle.
00:40:19: Ich verstehe auch die Chefs.
00:40:20: Ich kann da auch alle verstehen, weil ich es tatsächlich irgendwie auf eine Art
00:40:23: echt sympathisch finde, dass es noch Bierautomaten gibt.
00:40:26: Das finde ich irgendwie echt cool.
00:40:28: Und man sich da irgendwie nach halbe ziehen kann.
00:40:30: Weil es ist irgendwie so.
00:40:32: Ja gut.
00:40:33: Aber wenn wir bei der Gesundheit sind und arbeiten, schwierig.
00:40:37: Und gleichzeitig so was auszulangen, ist ja, aber das passt so nicht.
00:40:40: Also wir können das geht sich nicht zusammen.
00:40:42: Und also deswegen das viel mir jetzt sofort bildhaft ein.
00:40:47: Ich glaube, da hat jeder sofort ein Ding davon.
00:40:48: Ist das auch zum Beispiel, wenn man in der Kantine plötzlich
00:40:51: halt nicht mehr die Currywurst mit Pommes macht, sondern der größte Aufschrei?
00:40:55: Gesundes Essen.
00:40:56: Das kann man auch vergessen und wird auch nicht funktionieren.
00:40:57: Also je nachdem, was es ist für den Betrieb.
00:41:00: Also wo ich auch sagen würde, nee, macht es nicht.
00:41:04: Also da vergrault ihr euch wirklich viel zu glauben, wenn man die Currywurst
00:41:08: weglässt, sind die Leute plötzlich gesündert.
00:41:11: Das ist nicht ganz ehrlich.
00:41:12: Also das sind keine Kinder.
00:41:14: Man sagt, du kriegst jetzt nur noch Sellerie.
00:41:18: Aber der Bierautomat, der musste weichen.
00:41:22: Der musste weichen.
00:41:24: Aber halt wieder anzureichern.
00:41:26: Oder ein zweites Beispiel, wo jetzt auch keiner
00:41:29: juhu schreit ist, das klingt paradox.
00:41:33: Jetzt mal eher an die Büroarbeitenden und gerade jetzt ob im Home Office
00:41:37: oder als wir jetzt in den letzten Jahren vielleicht zu isoliert im Büro saßen
00:41:41: und nicht in die Kantine gehen durften, die war eh geschlossen.
00:41:44: Und jeder musste irgendwie sein, seine Wurstzämme am Schreibtischessen oder so.
00:41:50: Da war das nochmal deutlicher.
00:41:53: Pausen wirklich zu machen.
00:41:56: Also da frage ich jetzt alle, die hier gerade zuhören.
00:42:00: Wann habt ihr denn eigentlich das letzte Mal in einer Pause?
00:42:04: Wirklich Pause gemacht.
00:42:06: Das ist interessant.
00:42:08: Ich habe nämlich kurz noch Mails gecheckt oder eben die
00:42:11: die den Kaffee vorm Rechner getrunken
00:42:15: und mit dem Kollegen eigentlich doch übers Projekt gesprochen,
00:42:21: sondern mal wirklich Pause.
00:42:24: Allein schon mal nur fünf Minuten, sich mal so nix.
00:42:29: Du hast mich jetzt gerade so erwischt,
00:42:31: weil ich habe oder ich habe mich selber vorhin erwischt.
00:42:34: Ich habe vor unserem Podcast eine Pause für mich gemacht
00:42:38: und habe mich dann dabei aber erwischt, wie ich quasi
00:42:41: meine Fragen nochmal durchgegangen bin, während ich halt eigentlich gemütlich
00:42:45: Kaffee trinken wollte, ja, zu tömmen.
00:42:48: Ja, da siehst du es.
00:42:50: Und das ist das ist also das meine ich damit.
00:42:52: Also wenn man es gewohnt ist, den Finger maximal weit von sich wegzuhalten,
00:42:57: nämlich auf den Chef oder die Chefin,
00:42:59: dann dann tut natürlich, wenn man dem plötzlich um 180
00:43:05: Karten drehen soll und ihn sich auf die eigene Nasenspitze fassen soll.
00:43:09: Wer ist das nicht schön?
00:43:11: Merken so, ja, da lief nicht alles geil.
00:43:14: Aber ich muss ich muss auch ich muss auch das der Couch raus.
00:43:19: Das heißt, das ist der Bequemlichkeitszone.
00:43:21: Der Chef oder die gesunde Führung muss quasi auch die Mitarbeitenden darauf
00:43:25: hinweisen, hey, auch du musst ein bisschen was tun.
00:43:29: Absolut, es geht alle an.
00:43:31: Und übrigens gibt es da sogar, also wer das genau wissen will,
00:43:34: welcher vorhin gesagt Arbeitsschutzgesetz schreibt ja alles mögliche vor.
00:43:37: Paragraf 15 16 Arbeitsschutzgesetz sagt es auch.
00:43:41: Also das Führung Verantwortung ist aber das auch jeder Mitarbeiter,
00:43:45: jede Mitarbeiterin auch eine Verantwortung.
00:43:47: Mir geht es jetzt überhaupt nicht ums juristische.
00:43:49: Und Gottes Willkast ist nicht kein Jurist, sondern Psychologe.
00:43:52: Aber das ist ja auch Ausdruck von Norm und die ist total sinnvoll.
00:43:57: Also das funktioniert nicht.
00:43:59: Man kann nicht.
00:44:00: Ich meine, das wäre ja ein bisschen zu einfach zu glauben.
00:44:03: Gesundheit könne man einfach verordnen.
00:44:05: Und jetzt jetzt schulen wir mal alle unsere Führungskräfte,
00:44:07: wie gesunde Führung so läuft und dann stellen die sich vor ihre Leute und sagen,
00:44:10: so, jetzt seid ihr gesund und dann ist das.
00:44:12: Nee, das da müssen echt alle dran und und da muss ich halt auch jeder hinter fragen.
00:44:19: Und muss auch jeder sagen, ja, OK.
00:44:22: Mein Chef hat mir vielleicht, ja, ich brauche besseres Feedback von meinem Chef.
00:44:26: Das ist auch so ein Beispiel.
00:44:28: Oh ja, super, super, weil das ist,
00:44:30: z.B. was eine Führung und Gesundheit, weil das habe ich in in in in 100.
00:44:34: Gefährdungsbeurteilungen war das in sehr vielen immer auch mit dabei.
00:44:38: Unzureichendes Feedback.
00:44:41: Brauchen wir jetzt nicht extra das Fass aufmachen,
00:44:44: aber ist ein Thema nichts gesagt, ist gelobt genug und so.
00:44:48: Und dann gibt es einmal im Jahresmitarbeiter Gespräch
00:44:50: und das muss ja erreichen.
00:44:52: Also, das ist eine große Baustelle allgemein in der Führung.
00:44:56: Aber was hat es womit Gesundheit eben sofort zu tun?
00:44:58: Ja, wenn ich als Mitarbeiterin als Mitarbeiter nicht weiß,
00:45:02: wie das was und wie ich es mache, eigentlich ankommt,
00:45:07: dann sehe ich ja selber vielleicht Fehler gar nicht.
00:45:09: Bin verunsichert, denk drüber nach,
00:45:12: mache vielleicht sogar mache erst recht Fehler und so weiter.
00:45:16: Da kann was passieren.
00:45:18: Aber allein schon dieses grübeln, diese Sorge,
00:45:20: da haben wir hohe Belastungswerte dran.
00:45:23: Und umgekehrt auf Seiten der Führungskraft.
00:45:26: Will ich ja auch die Ergebnisse haben, die ich eigentlich erwarte
00:45:30: oder wenn die nicht klappen, darüber eine Rückmeldung und so weiter bekommen.
00:45:32: Also, wo man sagen muss, ja, nee, da muss viel, viel mehr Austausch stattfinden.
00:45:36: Noch und das muss man vielleicht auch mal lernen.
00:45:39: Da gibt es Tools, das ist jetzt nicht so, dass man einfach erwarten kann.
00:45:42: Du führst, du kannst gut Feedback geben, sondern das muss man vielleicht auch mal lernen.
00:45:47: So, also ja, Führung muss Feedback-Kompetenz verbessern,
00:45:51: weil das trägt nicht nur zur Ergebnisqualität, sondern auch zur Gesundheit bei.
00:45:55: Aber was man da wieder vergisst, da bin ich wieder beim Tanzen zu glauben.
00:46:00: Es würde reichen, man schickt die Führungskräfte auf irgendeinen
00:46:03: Kommunikationsseminar, wo sie konstruktive Feedback lernen
00:46:06: und dann ist das super gesund.
00:46:08: Nee, Feedback geben ist das eine.
00:46:13: Aber ich frag dann gerne, weil wenn ich Vorträgen vor Belegschaften dazu halte,
00:46:16: ja, wann habt ihr euch denn das letzte Mal ein Feedback geholt?
00:46:20: Und da ist oft sehr großes Schweigen im Raum.
00:46:25: Sagen ja, wenn du Infos brauchst oder wenn du eine Rückmeldung brauchst,
00:46:32: dann bitte holst dir doch auch mal, geh doch mal hin und frag mal nach.
00:46:36: Und das hat sich oft beides sehr, sehr etabliert, wo dann auf der Mitarbeitenden schafft.
00:46:42: Das kann ich auch verstehen.
00:46:43: Dann sagt so, ja, das habe ich ja schon probiert und dann hieße sie habe keine Zeit
00:46:46: oder was will sie.
00:46:47: Ja, kann ich alles verstehen.
00:46:49: Aber das, wenn man gesunde Führung etablieren will, muss man das halt Aussagen.
00:46:53: Da gehört gesundes Feedback geben dazu.
00:46:55: Da gehört aber auch aktives Feedback holen genauso gut dazu.
00:46:59: Und da bin ich wieder bei dem Punkt, das muss ich mir auch erst mal wieder angewöhnen.
00:47:05: Lass uns zum Abschluss noch auf die Zukunft
00:47:10: in Bezug auf gesunde Führung schauen.
00:47:13: Gibt es Trends? Muss ich was beachten als Unternehmen in den nächsten Jahren
00:47:17: um gesund und auch resilient zu bleiben?
00:47:20: Vielleicht auch.
00:47:21: Du hast es vorhin mal so kurz angerissen, Generationen.
00:47:24: Gänzett, die ein bisschen anders ticken als die ältere Generationen.
00:47:30: Naja, ich glaube, das ist jetzt an sich nichts Neues für die Unternehmer dieser Welt
00:47:35: und auch für die Führungskräfte.
00:47:37: Man muss da nur so ein bisschen mit auf den Augen mal rumschauen.
00:47:42: Und und dass ich hier handeln muss, das ist jetzt auch nichts,
00:47:47: was nur die jetzige Generation von Unternehmen betrifft.
00:47:50: Ich könnte mir vorstellen, das war der gesamten Menschheitsgeschichte,
00:47:54: so dass man immer auch so ein bisschen gucken muss, was ist denn zukünftig?
00:47:56: Und das Facetten wie eine Vereinbarkeit von
00:48:01: Beruf und dem Leben außerhalb des Berufs immer bedeutsamer wird.
00:48:06: Das ist jetzt keine Überraschung, allein wenn ich es mir gesellschaftlich anschau.
00:48:09: Wir werden älter.
00:48:11: Das heißt die Wahrscheinlichkeit, dass wir alle oder dass viele von uns
00:48:17: in einem Abschnitt eine Zeit lang die die Kinder bekommen, Kinder versorgen
00:48:25: und pflegen und ein paar Jahre später wiederum,
00:48:28: aber nochmal am anderen Ende der Lebensleiter ihre Eltern pflegen und versorgen müssen.
00:48:34: Das wird einfach immer zunehmend.
00:48:36: Das ist ein gesellschaftliches Thema und das wird das ist unabhängig
00:48:40: davon Pflegenotstand hin oder her.
00:48:42: Macht es ja mit allen was von uns.
00:48:45: Das heißt, das ist einfach eine gesellschaftliche Entwicklung und Veränderung,
00:48:49: auf die ich vorbereitet.
00:48:52: Wir sind ja mittendrin, wo ich auch mir überlegen muss, wie kann ich das gestalten?
00:48:57: Dann muss ich mir auch klarmachen,
00:49:00: das Renteneintrittsalter wird schätzungsweise irgendwann noch ein bisschen steigen müssen,
00:49:07: weil wir sind weniger und so können wir das alle zukünftig nicht mehr finanzieren.
00:49:12: Das heißt, ich muss mir als Unternehmer Gedanken machen, wie schaffe ich es denn,
00:49:16: dass meine Mitarbeitenden so lange arbeitsfähig sind wie möglich.
00:49:22: Weil ich kriege nicht einfach andere.
00:49:24: Muss ich hier vielleicht auch umdenken, dass ich das gibt ja sehr, sehr interessante
00:49:28: Überlegungen, dass es geht nicht in jeder Lebensphase, jeder Job.
00:49:33: Allein weil ich körperlich eben vielleicht mit 60 nicht mehr zu den Dingen in der Lage bin,
00:49:38: wie ich mit 40 oder 35 in der Lage war, dafür aber erfahrungswert habe.
00:49:43: Das heißt, wie kann man hier auch wirklich über eine Lebensspanne hinweg
00:49:46: Mitarbeiter entwickeln, aber nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Arbeitsplätze
00:49:51: und die Mitarbeitenden zu einem besseren Fit zu bringen.
00:49:54: Und nicht zuletzt, so hat es gerade noch angesprochen, eben die nächsten Generationen
00:50:00: an Mitarbeitenden, welche Generationsbuchstaben auch immer die jetzt tragen mögen,
00:50:04: dass sich deren Bedürfnisse ändern und mit manchen haben sie einfach recht.
00:50:11: Ganz ehrlich, ich persönlich finde es ziemlich geil von den jüngeren Generationen,
00:50:18: dass sie einfordern, hey, ich habe auch ein Leben außerhalb der Arbeit
00:50:24: und ich will nicht krank werden von der Arbeit.
00:50:30: Und ich will nicht, Leistung heißt für mich nicht zwangsläufig,
00:50:36: ich bin dann geiler, wenn ich es schaffe, mehr als 12 Stunden pro Tag zu arbeiten.
00:50:40: Das finde ich, da muss ich wirklich, da ziehe ich den Hut.
00:50:45: Das wird dann gerne ja mal vorgeworfen, die seien gar nicht leistungsbereit
00:50:49: und leistungswillig, das stimmt überhaupt nicht,
00:50:52: sondern die sind einfach sehr viel Resilienz bedachter.
00:50:58: Wollt grad sagen, die bringen quasi diesen gesunden Führungsstil einfach mit.
00:51:01: Ja, und ich ganz ehrlich, und ich sage dazu dann immer,
00:51:07: die sind schlicht und einfach professionell.
00:51:09: Also das ist einfach in höchsten Maße professionell,
00:51:14: weil die wissen auch, wie lange sie noch arbeiten müssen,
00:51:17: damit das alles läuft und noch dazu in der Welt, die ihnen massive Sorgen bereitet.
00:51:24: Das ist einfach nur professionell und es ist auch wirtschaftlich sinnvoll und professionell.
00:51:29: Also den Gedanken immer nie zu vergessen, es geht hier bei dem Thema
00:51:35: gesunde Führung, gesunde Arbeit, Resilienz in und um die Arbeit
00:51:39: nicht um was nettes Zusätzliches, sondern das ist ein knallhater
00:51:44: Wirtschaftlichkeitsfaktor und der wird immer zentraler werden.
00:51:48: Ich danke dir für dieses wunderbare Gespräch.
00:51:52: Ich nehme jetzt so für mich mit gesunde Führung, heißt Wissen an Eignen,
00:51:57: heißt ganz viel darüber sprechen, heißt es einfach Schritt für Schritt
00:52:02: ausführen, so wie wenn ich ein neues Produkt einführe.
00:52:07: Ein wunderbare Vergleich und
00:52:10: zwischendurch auch mal Pause machen, auch von der Gesundheitsförderung.
00:52:14: Das muss nicht immer sein und man darf einfach mal sich rausnehmen.
00:52:18: Und die Currywurst essen.
00:52:20: Guten Appetit.
00:52:21: Vielen Dank für das tolle Gespräch.
00:52:24: Sehr gerne, hat Spaß gemacht.
00:52:27: * Musik *
00:52:30:
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