Das Leben ist keine Generalprobe – Resilienz lernen mit Impro-Theater - Podcast mit Karin Krug
Shownotes
🎭 Das Leben ist keine Generalprobe – Resilienz lernen mit Impro-Theater
📝 Beschreibung: Das Leben läuft selten nach Plan. Was tun, wenn alles anders kommt als gedacht? In dieser Folge sprechen wir über die Kraft der Improvisation – auf der Bühne und im Alltag. Zu Gast ist Karin Krug vom 🎭 fastfood theater in München. Sie ist Impro-Schauspielerin und Trainerin und weiß: Wer improvisieren kann, bleibt handlungsfähig – auch in unsicheren Zeiten.
Wir sprechen über: 🔹 Warum Struktur und Improvisation zusammengehören 🔹 Wie man Leere im Kopf zulassen und kreativ nutzen kann 🔹 Warum das Leben ein Spiel ist – und du die Hauptrolle spielst 🔹 Die Technik: „Ja genau, und dann …“ 🔹 Kündigung? Warum man auch das feiern sollte 🔹 Was Resilienz mit Atmen, Lächeln und einem Glas Wein zu tun hat
👤 Gast: Karin Krug – Impro-Künstlerin & Co-Gründerin des fastfood theaters
🎧 Themen: Resilienz · Improvisation · Persönlichkeitsentwicklung · Psychologie · Theater · Lebenskunst
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00:00:00: Unser Podcast heute "Machtig unkapputbar" hat eine ganz spannende Überschrift.
00:00:15: Das Leben ist keine Generalprobe, Resilienz lernen mit Impro-Theater.
00:00:19: Das Leben in 2025 ist zack, zack und nochmal zack bei der Arbeit, in der Freizeit, im Familienalltag.
00:00:27: Alles soll effizient und routiniert ablaufen.
00:00:30: Man muss seine Zeit ja möglichst gut ausnutzen und man will ganz, ganz schnell zum Ziel kommen.
00:00:36: Alles ist geplant von A bis Z und W, wenn da was schiefläuft.
00:00:41: Wenn uns plötzlich was passiert, das so gar nicht in den Plan passt.
00:00:45: Wenn die Routine nicht mehr stimmen, auf die wir uns bisher verlassen konnten.
00:00:50: Wenn man sprichwörtlich aus der Bahn geworfen wird und dann steht man da.
00:00:54: Manche machen einfach weiter, sie improvisieren und andere bleiben auf der Strecke.
00:01:00: Völlig unfähig, etwas zu tun.
00:01:03: Und ganz genau darüber sprechen wir heute im Podcast "Machtig unkapputbar" über das Improvisieren im Leben.
00:01:11: Und zwar mit einer absoluten Expertin, eine Impro-Expertin Karin Krug vom Fast Food Theater in München. Hallo Karin.
00:01:18: Hallo Jojo, grüß dich.
00:01:20: Karin, erzähl uns erstmal ganz schnell. Das Fast Food Theater hat erstmal nichts mit Essen zu tun, sondern das ist ein Impro-Theater.
00:01:28: Was ist denn, was heißt denn Impro? Wie muss ich mir das denn vorstellen? Ich war persönlich noch nie in einem Impro-Theater.
00:01:35: Also, Impro-Theater ist, ich nenn's jetzt mal ganz groß, kooperative Kunst.
00:01:40: Was heißt das?
00:01:41: Ja genau. Wir gehen zu dritt, zu viert, also zu dritt meistens, aber auch mal zu zehnt.
00:01:49: Auf die Bühne. Und wir sind entweder drei Schauspieler und Musiker oder vier Schauspieler und zwei Musiker.
00:01:57: Also wir sind sozusagen im Theatergewerk, sind wir Schauspieler und Schauspielerinnen und Musiker und Musikerinnen.
00:02:04: Wir haben uns vorher nicht überlegt, was wir auf der Bühne tun. Also wir haben keine Idee von den Stories, die wir entwickeln werden, von den Geschichten.
00:02:14: Auch keine Überschrift, dass ihr so wisst, wir reden heute über das, ne?
00:02:18: Es kommt ein bisschen drauf an, aber wenn wir jetzt zum Beispiel auf Kleinkunst oder Großkunstbühnen spielen, sprich Stadttheatern oder eben Kabarettbühnen,
00:02:27: dann gehen wir auf die Bühne und fragen unsere Publikum nach Vorgaben und kriegen dadurch mit, was das Publikum jetzt braucht.
00:02:36: Und aus diesen Vorgaben entwickeln wir spontan aus dem Moment heraus kooperativ Geschichten oder Szenen oder Sketche,
00:02:46: oder Songs, wir improvisieren auch musikalisch.
00:02:50: Okay, krass. Wie kommt man dazu, so etwas beruflich zu machen?
00:02:55: Also ich persönlich bin dazu gekommen, weil ich mit 19 nach dem Abi und ich bin jetzt 55, das heißt, da damals,
00:03:04: aber es ist jetzt auch wieder so, dass man mit 19 Abitur macht, auch in Bayern.
00:03:08: Da habe ich gemerkt, ich will auf die Bühne und dann habe ich gemerkt, wenn ich aber auf die Bühne will, dann komme ich in ein ganz hierarchisches System.
00:03:20: Also vor über 30 Jahren war das Theater einfach ein extrem hierarchisches System.
00:03:25: Es ist, denke ich, heute auch noch ein bisschen, aber die Zeiten haben sich ja Gott sei Dank geändert.
00:03:29: Und ich habe aber sehr früh gemerkt, dass ich ein Mensch bin, ich möchte mit Menschen auf Augenhöhe gemeinsam etwas entwickeln.
00:03:37: Und das gab es damals in der deutschsprachigen Welt so nicht.
00:03:40: Man musste immer in irgendeine Elite, in eine Hierarchie, in ein Handwerk, in eine Kunst, wo man sich hocharbeiten musste.
00:03:50: Und ich hatte es sehr früh, habe ich schon gemerkt, das ist nichts für mich.
00:03:54: Und ich habe dann Theaterwissenschaft studiert, einfach um zu gucken, was will ich denn wirklich von diesem Theater und habe dort Improteater kennengelernt.
00:04:03: Und Improteater gibt es seit den 1968ern im gesamten englischsprachigen Raum.
00:04:09: Das ist etwas, was die englischsprachige Kultur einfach schon immer entwickelt hat.
00:04:16: Wir kennen das, die haben Fußball entwickelt, Cricket entwickelt, also ganz viele kooperative Spiele.
00:04:23: Und Improteater ist eigentlich auch so ein kooperatives Spiel.
00:04:28: Und das fasziniert dich bis heute? Du hast das ja dein ganzes Leben lang durchgezogen, oder?
00:04:34: Ja, es fasziniert mich bis heute.
00:04:37: Ich dachte damals, dann war ich irgendwann 21, dann haben wir eine Gruppe gegründet, dann waren wir in München sehr schnell, sehr erfolgreich, weil also Improvisationstheater lebt von situationskomik.
00:04:48: Du gehst auf die Bühne, du fängst an zu improvisieren und der Zuschauer sieht deine Missverständnisse.
00:04:54: Der sieht aber auch die Verständnisse. Also der eine geht auf die Bühne, will ein König spielen und der andere geht auf die Bühne und sagt, na, mein kleiner Bruder, haben wir uns wieder die Krone geklaut.
00:05:07: Und zack, hast du schon ein kleines Statusspiel und eben diese Situationskomik, dass wir mehr sehen und daraus sozusagen den Handlungsspielraum entwickeln, der dann eine Geschichte ergibt.
00:05:19: Und die Zuschauer wissen aber auch, wenn wir uns missverstehen. Und für die entsteht eine ganz eigene Komik, die auch extrem kreativ ist und freckst du den Zuschauer nach einer Impro-Show, was ihm gefallen hat.
00:05:34: Dann kann dir passieren, dass er dir etwas erzählt, was du auf der Bühne so gar nicht erlebt hast.
00:05:39: Ach krass, okay.
00:05:40: Weil sich die Fantasie einfach sehr individuell ihre eigenen Synapsen bildet.
00:05:47: Okay. Wie ist es, wenn ihr dann auf die Bühne geht? Also du hast ja vorhin gesagt, ihr habt meistens nicht mal eine Überschrift. Ihr fragt dann das Publikum.
00:05:55: Und was sagen die dann, spielt ein König? Wo kommen dann die spontanen Ideen her für diese gemeinsame Interaktion?
00:06:03: Da stehe ich dann da und sage, hallo, ich bin ein König.
00:06:05: Genau, ja, zum Beispiel. Also es ist so, wenn man daraus dann eine performative Kunst macht, wo Menschen Geld verlangelt, damit Zuschauer kommen.
00:06:16: Also als wir uns professionalisiert haben, dann gab es natürlich, dann musst du dich wieder auf ein gewisses Handwerk beziehen.
00:06:23: Also es gibt ein paar Improtechniken, die du einfach nutzen kannst.
00:06:28: Und es gibt auch Techniken, um die Zuschauer in einen entspannten, kreativen Zustand zu bringen, dass es für sie leicht ist, Vorgaben zu machen.
00:06:37: Und deswegen fragen wir die Zuschauer gerne nach Sachen, wo sie nicht lange nachdenken müssen.
00:06:42: Zum Beispiel, gebt uns einen Raum in einem Haus.
00:06:46: Und dann gehe ich als Zuschauer in einen Raum in einem Haus, okay, Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer.
00:06:51: Und wenn ich dann aber merke, ah, ich kann die herausfordern und ich selber Lust drauf habe, dann kann ich auch sagen, Folterkammer oder so.
00:07:00: Also ich kann sozusagen als Zuschauer, also der Zuschauer braucht beim Improtheater immer die Freiheit, dass er gar nichts sagt.
00:07:08: Oder dass er was ganz Banales sagen darf.
00:07:11: Oder dass er witty sein kann, also witzig, also clever.
00:07:16: Und dafür geben wir ihm meistens sehr klare Vorgaben, die also abgegrenzt sind.
00:07:22: Oder man sagt zum Beispiel, was kann man im Garten pflücken?
00:07:25: Oder wir hätten jetzt gerne ein Reiseziel.
00:07:28: Aber die Ideen, die kommen euch im Kopf.
00:07:31: Das heißt, die Menschen, die auf der Bühne stehen, das müssen schon sehr kreative, aus sich raus kommende Menschen sein, oder?
00:07:41: Ich fand jetzt deine Frage toll.
00:07:43: Kommen euch im Kopf, weil ich als Schauspielerin sage, das weiß ich nicht, wo die Ideen herkommen.
00:07:50: Manche Ideen kommen direkt aus dem Körper.
00:07:54: Manche kommen aus dem System.
00:07:56: Also zum Beispiel, jemand sagt, ich habe gerade gesagt, jemand sagt folterkammer.
00:08:02: Dann gehe ich innerlich nicht in den Kopf, sondern ich gehe in eine Zeit, wo gibt es folterkammer?
00:08:10: Ah, das ist irgendwo unten.
00:08:12: Also ich gehe in einen Raum innerlich mit meiner Kreativität, wahrscheinlich genauso wie ein Zuschauer.
00:08:18: Und jetzt wird es interessant, wir Menschen speichern Erinnerungen ja nicht im Kopf nur, sondern manchmal im Ohr.
00:08:25: Vielleicht ist das Erste, was ich höre, ein Quietschen oder ein Stöhnen von Schmerz.
00:08:31: Oder ich rieche Blut. Also es kann sein.
00:08:33: Also jetzt bin ich gerade bei der folterkammer.
00:08:35: Wenn Leute auch sagen, Schwimmbad, dann ist das Erste, was ich hier zuvor höre, dieser typische Sound eines Freibad.
00:08:44: Oder ich rieche Chlor.
00:08:46: Chlor, wollte ich gerade sagen, die Schwimmbad-Pommes kommen mir direkt mit dem Kettel.
00:08:49: Ja, großartig.
00:08:50: Ah, großartig.
00:08:51: Schau, jetzt kriege ich ein bisschen Hunger.
00:08:53: Wenn wir jetzt improvisieren würden, dann würdest du vielleicht mit einer Tüte Pommes zu mir kommen auf der Bühne,
00:09:00: während ich gerade mich bereit mache ins Wasser zu springen.
00:09:04: Weil sozusagen unsere Kreativität uns über unsere innere Sinnlichkeit, also die Erinnerungen, an das, was es ist, geleitet hat.
00:09:15: Und daraus entsteht schon die erste Situation komik.
00:09:18: Du weißt vielleicht gerade in deine Pommes, wo du sagst, Nord, Traudel, schön in der Sonne.
00:09:24: Und ich sag dann vielleicht, was ist die Bille?
00:09:27: Wir müssen Sport machen.
00:09:29: Und schon haben wir eine systemische Situation, den ich jetzt mache.
00:09:34: Schon haben wir ein Theater, nämlich zwei Freundinnen im Schwimmbad, die eine will chillen, die andere will sich bewegen.
00:09:42: Das heißt, ihr auf der Bühne findet die kreativen Lösungen in euch, im Körper.
00:09:49: Das heißt, was müsst ihr mitbringen, um improvisieren zu können?
00:09:54: Also was verbindet euch, wenn man euch jetzt als Personen betrachtet, wenn man sagt, ah, das ist einer, der kann das, der macht es.
00:10:01: Was muss der mitbringen?
00:10:03: Neugier und Lust.
00:10:05: Kann man das lernen, das improvisieren?
00:10:09: Also ihr hättest was, was alle können oder sagst du, ah, nee, das ist nur so ein Schlagmenschen?
00:10:15: Ne, ich würde sagen, wir können das gar nicht lernen, sondern wir können es.
00:10:21: Es ist eine der Kernkompetenzen eines jeden Menschen.
00:10:25: Nur ist es so, dass unsere Kulturen alles tun, um uns das improvisieren, wieder abzugewöhnen.
00:10:33: Weil das improvisieren ist, also jeder Mensch kann improvisieren, aber geh mal in eine deutsche Schule und habe 30 Schüler, die hochkompetente Improvisationskünstler sind.
00:10:47: Dann kommt die andere Kernkompetenz, nämlich die, jeder Mensch kann strukturieren.
00:10:53: Und unterschiedliche Kulturen unterstützen entweder beides oder eben nur eines.
00:10:59: Und im Moment sind wir in einer, seit vielen, vielen Jahrzehnten in einer Kultur, die sagt, strukturieren, dafür kriegst du gute Noten, dafür wirst du gewertschätzt, dafür wirst du übrigens auch mehr verdienen als andere.
00:11:12: Und alle, die die gut improvisieren können, die überleben. Lass die doch mal überleben.
00:11:19: Und so mischen wir uns sozusagen.
00:11:21: Und es ist so, jeder Mensch kann sich wieder erinnern, jeder Mensch kann es wieder lernen.
00:11:27: Was es aber dazu braucht, ist tatsächlich Neugierlust und dann würde ich noch sagen Mut.
00:11:35: Weil improvisieren ist etwas, wenn es nicht in der Not ist.
00:11:40: Also ich sage jetzt mal so, würdest du jetzt bei dir brennen, dann würdest du sofort anfangen zu improvisieren und du würdest glücklich darüber sein.
00:11:49: Aber die stellen wir mal vor, wir sitzen alle am reichgedeckten Tisch.
00:11:53: Jeder hat so seinen Wohlfüllraum und einer sagt, ach komm, lass uns doch mal ein Spiel spielen.
00:12:02: Lass uns doch mal ein Spiel spielen.
00:12:04: Dann werden zwei Drittels sagen, oh, nee, das ist ja peinlich.
00:12:09: Und das ist genau diese Sache, wenn ich mir meiner Sache sicher bin, wenn ich mir meines Lebens sicher bin, wenn ich mir selber sicher bin, dann mag ich nicht so gern improvisieren.
00:12:20: Weil dann ist der andere für mich jemand, der mich immer aus der Komfortzone rauskickt.
00:12:26: Weil improvisieren, wenn wir zwar improvisieren, dann werden Missverständnisse entstehen.
00:12:33: Auf der Bühne nutzen wir die als Humor und als Witz und auch für Innovation.
00:12:39: Aber im täglichen Leben will ich ja vielleicht, wenn ich mit meinen Kindern am Tisch sitze und mein Mann, vielleicht will ich da gar keine Innovation.
00:12:47: Manchmal nicht, nein.
00:12:49: Vielleicht will ich gar nicht, dass mein jüngstes Kind sagt, oh, ich würde jetzt mal gerne falsche im Springen üben.
00:12:58: Aber die Fähigkeit, also mit dem Unerwarteten umzugehen und trotzdem aber handlungsfähig zu bleiben, vielleicht auch ein bisschen strukturiert zu bleiben,
00:13:06: das ist ja so ein zentraler Bestandteil von Resilienz, deshalb auch heute diese Überschrift, "Das Leben ist keine Generalprobe, Resilienz lernen mit Improtheater".
00:13:14: Jetzt hast du gesagt, jeder hat das in sich, wir sind aber sehr strukturiert im Moment in der Gesellschaft.
00:13:20: Es gibt viele Menschen, die wahnsinnig viel Struktur haben, es gibt ein paar, die dieses Improvisationen auch leben, das sind dann die, die immer so ein bisschen die, ich sag mal die Paradiesvögel wahrscheinlich,
00:13:30: die so ein bisschen rausstechen, wo immer jeder sagt, da kommt die, die hört man schon, bevor man sie sieht.
00:13:36: Warum fällt es aber sehr vielen Menschen schwer, spontan zu reagieren, zu improvisieren, wenn es keinen Plan gibt?
00:13:44: Liegt es wirklich, an dem, dass wir diese strukturierte Gesellschaft haben, wir lernen in der Schule schon, acht Uhr geht es los und dann bleiben wir sitzen und um eins dürfen wir wieder nach Hause gehen?
00:13:53: Also ich glaube, also zum einen gibt es eine Struktur sehr viel Sicherheit.
00:13:58: Also es ist nicht schlecht, das im Pferd.
00:14:00: Nein, das ist was ganz Wichtiges und deswegen jeder Mensch strukturiert.
00:14:03: Jeder Mensch kann aber auch improvisieren.
00:14:06: Jetzt ist es aber so, wenn ich sozusagen, wenn sich mein ganzes Leben auf Sicherheiten aufbaut, also ich kenne meine Rolle, also ich bin hier, bin ich die Mitarbeiterin, dort bin ich die Führungskraft, da bin ich die Ehefrau oder der Ehemann, da bin ich das Kind, da bin ich.
00:14:24: Wenn es alles geklärt ist und wenn es für alles sozusagen, also da sind wir jetzt beim Theater, also wenn es Theater, das wir kulturell spielen, so ist, dass es darum geht, dass es immer klar ist, wer ich bin und der andere weiß dann, wie er sich zu verhalten hat.
00:14:42: Und wenn es da wenig Toleranz gibt, also wenn es da wenig, also ich nehme jetzt ein anderes Beispiel.
00:14:50: Also wenn die Jungs zum Beispiel oder auch die körperorientierten Mädels auf der Schule sich nicht mehr ballen dürfen, weil das Gewalttätigkeit bedeutet.
00:15:02: Also wenn alles, was ich tue unter einen Urteilsfilter kommt, dann ist es einfach wahnsinnig wichtig, dass ich sehr gut strukturiert bin, weil ich dann die ganze Zeit meinen kreativen Ausdrucksraum unter Kontrolle halte.
00:15:19: Das macht auch, also genau, und wenn ich aber ein soziales Wesen bin, also es gibt ja viele Menschen, die sozial sind und die sozial bedeutet immer improvisieren.
00:15:33: Warum?
00:15:34: Weil wenn ich sozial unterwegs bin, dann gehe ich in die Empathie.
00:15:38: Also ich gucke, Ada ist eine Frau, die geht langsam über die Straße, Ada ist ein Auto, ich spüre, dass die Frau vielleicht in Gefahr sein könnte oder dass sie es nicht schafft.
00:15:48: Und schon fange ich an zu improvisieren.
00:15:51: Also ich gehe vielleicht an den Straßenrand, deute dem Autofahrer langsam mal zu fahren.
00:15:56: Also ich mache lauter Sachen.
00:15:59: Der Autofahrer wird mir sofort signalisieren, misch dich nicht in meinen Weg.
00:16:06: So und dann wird sozusagen das improvisieren, wird immer wieder gestoppt und wird auch immer wieder beurteilt.
00:16:14: Und ich denke, deswegen fällt es Menschen mittlerweile extrem schwer zu improvisieren, weil dieser Kopf in einem schon immer das Urteil fällt.
00:16:25: Und ich glaube auch, dass wir vor der Pandemie besser waren im improvisieren und jetzt nach der Pandemie sozusagen nochmal wieder vorsichtiger geworden sind.
00:16:35: Was wir aber merken ist und deswegen auch ist das Thema Resilienz so großartig für mich auch, dass ich dazu eingeladen worden bin.
00:16:43: Ich glaube, dass jeder Mensch merkt, wenn er ein zutiefstritualisiertes Leben führt, wo alles so sein muss, wie es ist, dann kippt uns so ein bisschen aus der Gegenwart.
00:16:54: Weil wir sind dann immer in unserem Kopf, aber der Kopf ist nicht in der Gegenwart, der Kopf ist in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft und schaut, ob es perfekt gerade läuft.
00:17:06: Aber für viele Menschen ist das ja völlig in Ordnung.
00:17:09: Wenn ich dabei glücklich bin, ist es wunderbar.
00:17:12: Da darf mir aber kein Kind begegnen.
00:17:16: Es darf mir kein alter Mensch mit langsameren Groove, sage ich jetzt mal, mit langsameren Rhythmus begegnen.
00:17:28: Es darf mir kein Mensch begegnen, der mich irritiert.
00:17:31: Weil in dem Moment, wo eine Irritation auf mein perfektes Feld fällt, müsste ich anfangen, mich zu verändern.
00:17:41: Also ich müsste meine Handlungen anpassen.
00:17:45: Also wenn quasi etwas passiert, was ich nicht geplant habe, dann kommt der in Trouble, weil das eben nicht geplant habe.
00:17:54: Ja, dann entsteht ein Stress.
00:17:56: Der innere Stress ist eigentlich gar nicht, oh Gott, oh Gott, oh Gott, was mache ich denn jetzt?
00:18:01: Sondern der Stress ist, was mache ich jetzt, dass meine heilig perfekte Welt, in die ich mich hineinstrukturiert habe, weiterhin stabil bleibt?
00:18:11: Und der Impro-Spieler, der denkt gar nicht so.
00:18:17: Der Impro-Spieler sagt, ich mache mal, worauf ich neugierig bin und worauf ich Lust habe.
00:18:23: Ich stelle mal ein paar dumme Fragen und ich gucke dann danach, ob ich mit dem anderen in Kontakt bin oder nicht.
00:18:33: Und wenn ich nicht in Kontakt bin, also wenn der mich im Pört anguckt, dann kann ich immer noch sagen, oh, Entschuldigung ist beim Missverständnis.
00:18:41: Das weiß aber der strukturierte Mensch nicht.
00:18:44: Das weiß nicht, dass er, wenn die seine perfekte Welt auseinanderbricht, könnte er sich einfach nur kurz und schuldig und sagen, oh, Entschuldigung, ich muss meine ganzen Scherben gerade aufsammeln und ordne wieder neu.
00:18:59: Aber das wäre ja peinlich vielleicht, oder?
00:19:03: Genau.
00:19:04: Und dieses Peinlich, dieses aus der Perfektion herausfallen und dem anderen vielleicht zeigen, dass ich etwas nicht perfekt hinkriege.
00:19:17: Das ist die Hürde.
00:19:19: Der Impro-Spieler würde sagen, das ist mir doch total klar, dass das hin und wieder Sachen peinlich sind, weil wir sind als Menschen, sind wir einfach so komplex, dass wir eben auch fehlerhaft sind.
00:19:32: Und die Komplexität ist etwas Tolles und die Fehler, die sind bei uns das, was immer passieren muss, weiß das Missverständnis ist.
00:19:44: Ah, ich dachte, ich dachte, du hast mich auf der Ebene angesprochen.
00:19:48: Ach so, du hast mich auf der anderen.
00:19:50: Ah, okay, jetzt weiß ich, warum du das als Fehler siehst oder als Verletzung deiner Autonomie oder so.
00:19:56: Also wenn ich improvisiere, verhandle ich permanent die Gegenwart und das, was mir entgegenkommt in der Gegenwart.
00:20:06: Mega interessant, ich muss jetzt auch improvisieren.
00:20:09: Meine nächste Frage, die kann ich dir nämlich nicht stellen.
00:20:11: Ich hätte dir gefragt, ob es bei dir vorkommt, dass du auf der Bühne stehst und dein Kopf leer ist, aber das ist völlig klar, das passiert nicht.
00:20:18: Deswegen würde ich gerne eine "Oh, doch?"
00:20:21: Ja, natürlich passiert es.
00:20:23: Doch, doch.
00:20:24: Okay, dann erzähl uns mal.
00:20:26: Also es gibt etwas und das ist wichtig, dass Menschen das wissen.
00:20:32: Wenn ich etwas nicht kenne, wenn ich keine Erinnerung an etwas habe, weil ich es nicht kenne, dann ist mein Kopf leer.
00:20:41: Aber du kannst trotzdem weitermachen, oder? Hade ich das so Gefühl?
00:20:44: Natürlich kann ich weitermachen. Also ich kann mit der Lehre weitermachen.
00:20:49: Also zum Beispiel...
00:20:51: Was machst du, um in das Handeln zu kommen?
00:20:54: Genau, also das eine ist entweder nehme ich die Lehre und spiele damit.
00:21:00: Also ich nehme jetzt mal ein konkretes Beispiel.
00:21:03: Jemand sagt, wenn ich sage, gebt mir mal einen interessanten Ort und dann sagt jemand, das Siegestor in Rom.
00:21:19: Dann entsteht in mir am Kopf ein ganz weiterer Lehrerraum, weil ich mir denke, oh, das scheint ein wichtiger Ort zu sein, den ich nicht kenne.
00:21:31: Warum kenne ich den nicht? Warum kenne ich das Siegestor in Rom nicht?
00:21:36: Ich kenne das in München und ich kenne das so.
00:21:38: So, das passiert, dann weitet sich der Raum aus und dann habe ich ganz viele Möglichkeiten.
00:21:44: Ich habe eine Figur spielen, die dort steht und guckt und total erstaunt ist, dass es das gibt und diese Person noch nie etwas davon gehört hat.
00:21:57: Oder ich kann ganz schnell gucken, wie die Zuschauer reagieren und merken, boah, die meisten kennen das nicht.
00:22:05: Also frage ich den Zuschauer, was ist daran so besonders?
00:22:09: Und dann sagt vielleicht der Zuschauer, ja, da steht Caligula und zwar nackt mit einem Zeigefinger.
00:22:16: Und ich so, wow, und schon habe ich fünf Synapsen in mir, die sagen, ich kann nackten Mann spielen, ich kann mit einem nackten Mann spielen, ich kann mit Sieg was machen, ich kann mit Tor was machen,
00:22:28: ich kann Fußball und Rom verbinden, ich kann nackter Fußballer, der Caligula heißt mit Rom verbinden.
00:22:35: Also dann fängt mein Hirn an, auszuliefern, sag ich jetzt mal, auszusenden.
00:22:43: Das Wichtige ist aber, und das ist für Resilienz auch so wichtig, wenn ich in einer konkreten, und Resilienz hat ja viel mit Beruf oder auch mit Beruf zu tun.
00:22:55: Also wenn ich in einer konkreten, privaten oder beruflichen Situation stehe, und privat meine ich jetzt die großen Rollen, die uns rufen, Mutter, Tochter, Ehefrau, Ehemann, Großmutter,
00:23:11: wenn die uns rufen, also wenn das Kind auf uns zukommt und etwas von uns will und wir merken, boah, ich kenne das nicht,
00:23:21: dann müsste ich als normaler Mensch einfach sagen, boah, guck mal, das kennst du nicht, da bist du jetzt überfordert, da brauchst du jetzt ein paar Informationen.
00:23:29: Und dann könnte ich mit dieser Lehre im Kopf anfangen zu improvisieren.
00:23:35: Und das würde mir die Resilienz geben, dass ich mich nicht sofort als Versagerin empfinde.
00:23:43: Das heißt, wenn etwas Unvorhergesehenes in meinem Leben passiert, mit dem ich nicht gerechnet habe, für mich erstmal auch zu erkennen,
00:23:55: oh, kenne ich nicht, weiß ich nicht, wie ich reagieren soll, und dann anfangen diese Lehre quasi zu füllen mit Handlungen, um mit der Situation quasi besser zurechtzukommen.
00:24:08: Also sprich, ich werde aus der Bahn geworfen, ich werde gekündigt und bin völlig alle und weiß gar nicht mehr, was ich tun soll,
00:24:13: und dann sage ich, okay, jetzt gehe ich mal hin und frag.
00:24:17: Genau. Und wenn ich wissen würde, wenn ich wissen würde, dass das ganz normal ist, dass jede Menschen jeden Tag mindestens drei vollkommen überforderte Dinge passieren,
00:24:36: weil die Gegenwart einfach immer so komplex ist, dass sie uns überfordert.
00:24:42: Und dass ich sogar die meisten Überforderungen einfach ausblende, weil ich sage, oh, nicht wichtig genug, nicht wichtig genug, nicht wichtig genug,
00:24:49: denke ich später drüber nach. Aber zum Beispiel genau das, was du jetzt beschreibst, mir wird gekündigt, ich war nicht darauf vorbereitet.
00:24:55: Wenn ich dann diesen Leerenraum zulass und dann vielleicht sogar dem Vorgesetzten sage, Wahnsinn, darauf war ich jetzt gar nicht vorbereitet.
00:25:06: Boah. Und dann dazu stehe, dann bin ich geschützt, weil Resilienz kommt ja von Resiliere, das heißt wegspringen, abprallen.
00:25:22: Und das ist ja eine Schutzfunktion. Also ich könnte dann sogar zu meinem Vorgesetzten sagen, boah, das trifft mich jetzt so, dass ich jetzt erstmal auf Toilette gehe.
00:25:30: Wir können jetzt nicht darüber reden, ich nehme die Kündigung auch noch nicht an. Ich gehe jetzt erstmal auf Klo.
00:25:37: Und dann, weil dann bin ich sozusagen wieder in meiner Bahn.
00:25:42: Ich bin nicht in der Bahn des Vorgesetzten, ich bin nicht in der Bahn der Kündigung, ich leiste sogar Widerstand,
00:25:49: aber ich tue es, um mich selbst zu schützen. Dann gehe ich auf Toilette, dann wein ich, dann schrei ich, dann balle ich vielleicht sogar die Fäuste und sage, boah, so eine Frechheit.
00:26:00: Aber ich lasse sozusagen zu, dass ich echt jetzt überfordert bin und jetzt ganz, ganz viele Sachen in mir abgehen.
00:26:07: Also Imprusspieler ist das allerwichtigste auf der Bühne, dass ich gut im Atem bin.
00:26:12: Also ich atme das Überfordernde aus, ich atme wieder ein, sage, okay Karin, egal was jetzt passiert, es ist nicht tödlich.
00:26:21: Ich kann weiterleben. Es gibt auch einen danach, du bist jetzt in einer echt schwierigen Situation und du bist eine echt gute Person, du bist ein guter Mensch.
00:26:31: Das heißt, du kannst damit umgehen. Es wird dir dazu was einfallen.
00:26:36: Und dann wasche ich mir vielleicht sogar die Hände. Also für den Körper, der überfordert ist, gibt es nichts Besseres, als wieder zurück zu seinen Sinnen zu kommen.
00:26:46: Also waschen, sich durch die Haare streichen, sich anfassen, tief atmen und dann gehe ich zurück zu meinem Chef und dann sage ich, hm, ich glaube es immer noch nicht.
00:26:58: Übrigens, ich brauche da jetzt erstmal ein Gespräch.
00:27:01: Und dann sage vielleicht der Chef, ja dann können wir gleich darüber reden und dann kann man selber sagen, nee, ich muss erst mit meinem Anwalt sprechen oder irgendwas.
00:27:10: Also und das ist das, was Impro, also als Technik auch gibt. Ich habe jetzt eine Technik angewandt, die heißt ja genau und dann.
00:27:23: Das ist die Basistechnik.
00:27:26: eines jeden, der im Leben improvisiert.
00:27:28: Erklär das nochmal ganz kurz.
00:27:31: Also ich sage erst mal Ja zu der Situation.
00:27:34: Genau. Ich sage erst mal Ja.
00:27:36: Ich akzeptiere, dass das mir jetzt passiert.
00:27:39: Nicht ich akzeptiere nicht. Also nehmen wir nochmal das.
00:27:42: Der Chef gibt mir die Kündigung, also den Umschlag will er mir geben.
00:27:46: Geht also, geht zur Tür rein.
00:27:48: Es tut mir leid, Karin.
00:27:51: Ich muss die kündigen.
00:27:53: Ich habe auch alles schon vorbereitet.
00:27:55: Ich weiß, es überrascht dich jetzt, aber es muss sein.
00:27:58: So, das heißt, es ist Druck, es ist Überraschung, es ist Überforderung.
00:28:04: Und wenn ich dann sage Ja genau, das macht der jetzt wirklich.
00:28:11: Und dann dann Zusage, dann kann ich sagen Ja genau.
00:28:15: Und dann sage ich Stop.
00:28:19: Oder Ja genau.
00:28:21: Und dann schließe ich meine Arme und werde stinksauer oder Ja genau.
00:28:27: Und dann fange ich an zu weinen oder Ja genau.
00:28:31: Und dann schaue ich ihn an und sage.
00:28:35: Innerlich oder äußerlich Arschloch.
00:28:40: Je nachdem, ich darf mir nämlich erlauben, innerlich Arschloch zu sagen und äußerlich zu sagen Stopp.
00:28:45: Also der Punkt ist, das Ja genau erlaubt mir erst mal, dass ich es annehme.
00:28:50: Was wir gerne tun, wenn wir total durchstrukturiert sind,
00:28:54: dass wir einfach so tun, als hätte das nicht stattgefunden.
00:28:58: Und dann ganz automatisch aber das tun, was der andere von uns will.
00:29:04: Weil wir sagen, OK, ich bin seine Angestellte.
00:29:07: Das hat zwar nicht stattgefunden, dass er mir kündigt, aber ich glaube,
00:29:10: mein Chef will von mir, dass ich irgendwas unterschreibe und anerkenne.
00:29:14: Aber ich will jetzt gar nicht wissen, was es ist.
00:29:17: Weil das, was es ist, überfordert mich, da denke ich später darüber nach.
00:29:21: Dann nehme ich es nicht an.
00:29:24: Ich bin aber systemisch auf einmal jemand, der sich auf einmal sozusagen über ein Tisch ziehen lässt.
00:29:31: Das ist ja ich mache einfach automatisch,
00:29:34: matistische Sachen, die die der andere vielleicht sogar strategisch schon angelegt hat oder in seiner
00:29:41: Überforderung strategisch anbietet, ohne dass er es weiß.
00:29:45: Ich würde dem anderen auch nie etwas unterstellen im Moment der Improvisation.
00:29:52: Und das und dann, also das Jahr genau sagt erst mal, jetzt wechsel ich mal das Angebot,
00:29:57: das man machen kann.
00:29:58: Man kann ja sagen, ich gehe auf die Straße und es regnet.
00:30:02: Im deutschsprachigen Raum würden wir sagen, oh, ne, es regnet.
00:30:06: So ein Scheiß, immer haben wir das schlechte Wetter.
00:30:09: Da habe ich den Regen noch nicht angenommen.
00:30:11: Dann lamentiere ich und beschwer mich.
00:30:14: Wenn ich aber sage, es regnet, ja genau.
00:30:17: Und dann gehe ich wieder zurück ins Haus und holen mir ein Regenschirm.
00:30:21: Oder es regnet, ja genau.
00:30:24: Und dann gehe ich raus und tanze mal kurz im Regen, bevor ich Pitchepacche nass ins Büro gehe.
00:30:30: Oder es regnet, ja genau.
00:30:32: Und dann sage ich zu meinem Sohn, geh du die Brötchen holen, ich gehe wieder heim.
00:30:36: Oder es regnet, ja genau.
00:30:38: Und dann habe ich einen guten Grund, mich heute krankschreiben zu lassen.
00:30:42: Also verstehe ich, auf einmal habe ich einen Umgang damit.
00:30:45: Und wenn ich es jetzt wieder auf diese schreckliche Situation nehme,
00:30:49: ich werde gekündigt, ja genau.
00:30:51: Und dann brauche ich Zeit, das zu verarbeiten.
00:30:57: Und solange ich das verarbeite,
00:31:01: nehme ich nichts an,
00:31:04: sondern warte ab, was sich in mir verarbeitet.
00:31:11: Das ist der Schutz, der die
00:31:14: Gegenwart anzuerkennen und sich Zeit zu lassen,
00:31:19: darauf zu reagieren.
00:31:21: Das ist der Resilienzschutz.
00:31:25: Kannst du uns noch mehr Tipps geben, wie ich
00:31:28: auf Unvorhergesehenes irgendwie spontaner reagieren kann?
00:31:32: Also mit diesem Ja genau, das haben wir jetzt schon.
00:31:35: Es gibt aber bestimmt noch mehr, mehr
00:31:39: Funktionen.
00:31:41: Also das Wichtige ist,
00:31:43: da würde ich jetzt sozusagen auf das Wort Improvisationstheater gehen.
00:31:48: Also der Mensch hat Theater erfunden, die Menschheit, also der Homo sapiens.
00:31:54: Also es gibt ein paar andere Tierarten
00:31:58: und ganz viele Pflanzen, die auch Theater machen.
00:32:01: Also es gibt so ein paar Paradiesvögel, die
00:32:03: einen Riesentheater machen bei der Pumptzeit.
00:32:06: Aber und es gibt halt viele Pflanzen, die einen Riesentheater machen, indem sie Blüten tragen.
00:32:11: Und der Mensch hat auch Theater erfunden.
00:32:14: Und ich würde das so nennen, der Mensch ist ein Spielender.
00:32:18: Also Theater und auch zum Beispiel Fußball, warum lieben wir Fußball?
00:32:21: Weil wir nicht nur ein Homo sapiens sind, sondern wir sind ein Homo Ludens, ein Spielender Mensch.
00:32:26: Und wenn mir einfach klar wird, dass zum Beispiel Beruf ist ein Spiel.
00:32:31: Also wir, es ist ein Theater.
00:32:34: Wir tun so, als ob das alles total wichtig wäre.
00:32:39: Das sagt man ja auch.
00:32:40: Also man sagt ja, Kleider machen Leute, ich verkleide mich.
00:32:46: Ich gehe dann ins Büro und sobald ich nach Hause komme,
00:32:48: sehe ich nicht Schockinghose an und das, was ich gerne mag, aber für das Büro mache ich mich schick.
00:32:51: Also du siehst das als Spiel.
00:32:54: Und wenn man das Spiel richtig spielt, dann kann man auch mit den Situationen umgehen, oder?
00:32:58: Genau. Und dann muss ich mir, also wenn mich das
00:33:02: als Idee gemacht, da gibt es übrigens ein ganz tolles deutsches Wort.
00:33:06: Die deutsche Sprache ist richtig gut, die da heißt.
00:33:10: Das Wort heißt Handlungsspielraum.
00:33:15: Das heißt, wenn mir klar ist, das ist jetzt eine ganz bestimmte Form von Spiel.
00:33:19: Ein Unternehmen ist eigentlich ein tolles Spiel.
00:33:22: Es ist wie Fußball eigentlich geht es darum, dass man so gut wie möglich in aller Diversität sich die
00:33:28: Werte zu, wirft zu, kickt, damit ein bestmögliches Ergebnis rauskommt.
00:33:36: Es ist in dem Spiel sogar integriert, dass man regelmäßig verlieren darf.
00:33:39: Es geht nämlich darum, dass man übt und beim Scheitern immer besser wird.
00:33:46: Du hast es auf deiner
00:33:47: auf deiner Homepage geschrieben, Lust am Scheitern.
00:33:49: Ich fand dich sehr schön.
00:33:51: Genau.
00:33:52: Wenn ich mir jetzt das so anschaue, die
00:33:54: wirklich guten Unternehmen, die über Jahrzehnte nachhaltig unterwegs waren.
00:33:59: Ja, wie ist deren Kurve des Erfolgs?
00:34:02: Es ist immer eine Kurve.
00:34:03: Es gibt auch immer mal einen Scheitern.
00:34:05: Es gibt auch ganz, ganz tragische Momente, also wo man zum Beispiel mal, wenn ich mir die Firma
00:34:11: Akva zum Beispiel anschaue, vielleicht kennt ihr das noch.
00:34:15: Das waren ja Fotokameras.
00:34:18: Das waren, das waren, das waren tolle, tolle, tolle Teile.
00:34:23: Dann kam die digitale Kamera und da ist die Firma Akva nicht mitgegangen.
00:34:28: Und dann hat die sozusagen, ist die gescheitert.
00:34:33: Es ist aber so, sie hätten noch eine Chance gehabt.
00:34:37: Ich finde zum Beispiel jetzt, ich nenne jetzt Unternehmen, aber nur deswegen,
00:34:41: weil man da was sehen kann.
00:34:43: Also nicht, dass ich die jetzt so toll finde, aber sie sind nachhaltig.
00:34:47: Zum Beispiel bei BMW merke ich das jetzt, die haben ganz lange das E-Auto nicht haben
00:34:51: wollen, also Unterstellung jetzt.
00:34:53: Und jetzt gehen sie aber, sagen sie, jetzt sind wir aber so weit.
00:34:58: Und jetzt machen wir das Beste draus.
00:35:00: Also wir machen jetzt das Beste Auto.
00:35:02: Und auch wenn uns der Rest der Welt jetzt erzählt, E-Autos ist eh nicht mehr lang,
00:35:06: ist uns egal.
00:35:08: Wir machen eine Entscheidung und wenn wir eine Entscheidung treffen,
00:35:11: machen wir aus dem das Beste.
00:35:14: Das ist für mich so ein Beispiel.
00:35:17: Also das kann schiefgehen, das kann total scheitern.
00:35:21: Aber was einen und vielleicht kennst du das aus deinem persönlichen Leben auch,
00:35:25: wenn ich eine innere Entscheidung treffe,
00:35:28: dass ich das erreichen will und mir dann noch das dazugebe, ich mach so gut
00:35:34: in best quality, also ich mach so gut wie möglich und ich nutze auch richtig gute
00:35:38: Leute, also ich mache es nicht wegen dem Profit, ich mache es nicht
00:35:44: wegen wegen dem äußeren Ansehen, sondern ich mache es, weil ich neugierig drauf bin,
00:35:50: was es mir für ein Erlebnis gibt, weil es mir echte Lust macht
00:35:54: und weil ich mir zutraue, weil ich den Mut hab, dass ich in einer Umgebung bin,
00:35:59: wo ich es bestmöglich gestalten kann.
00:36:02: Dann habe ich eine Spielcharakter entwickelt.
00:36:10: Und das hilft mir dann, wenn ich scheitere,
00:36:17: das als eine Lernerfahrung zu sehen.
00:36:20: Wenn ich dann scheitere, dann kann ich sagen, hey, cool, entweder war das Produkt,
00:36:24: das verkehrte oder ich habe irgendwas falsch gesehen oder jetzt hab ich wieder was
00:36:29: dazugelernt und wenn ihr euch an die Pandemie zurück erinnert, es gab immer wieder
00:36:34: Situationen, die waren so anstrengend.
00:36:36: Aber wenn man auf einmal den Spieler oder die Spielerinnen sich angemacht hat und
00:36:40: sagt, hey, was kann ich noch lernen, dann war es auf einmal total toll.
00:36:45: Wie meinst du, erklär das noch mal?
00:36:47: Ja, zum Beispiel dieses ich musste online gehen.
00:36:51: Also vor der Pandemie hätte ich einfach immer gesagt, mach ich nicht.
00:36:55: Ist nicht mein Ding.
00:36:56: Ich bin im Liveraum unterwegs, ich gehe nicht online.
00:36:58: Jetzt hat mich diese enge Rahmenbedingungen, diese schwierigen Vorauswärtssingen, die haben
00:37:03: mich gezwungen zu sagen, es geht nicht mehr an, dass ich muss es machen.
00:37:07: Und in dem Moment, wo ich es gemacht habe, dachte ich mir und ich mach so gut wie möglich.
00:37:14: Ich habe mich so weiterentwickelt.
00:37:16: Ich hatte
00:37:17: einen eine Online Show nach Israel, wo zwei ältere Menschen exklusiv mich gebucht haben.
00:37:27: Und ich habe sie gefragt, was wollt ihr sehen?
00:37:29: Und dann sagte der Herr, der da in Tel Aviv saß, ich möchte ein deutsches Theaterstück sehen.
00:37:37: Und ich so, das vermisse ich so und dann sage ich, ja, okay, okay.
00:37:43: Welches? Ja, ich möchte sein oder nicht sein als Monolog.
00:37:49: Und ich so, okay.
00:37:51: Und dann habe ich gesagt, ich werde improvisieren.
00:37:55: Alles, was ich davon weiß, werde ich jetzt improvisieren.
00:38:00: Und ich habe es improvisiert und wir haben am Ende geweint.
00:38:04: Alle drei.
00:38:05: Weil es war einfach, es war natürlich richtig.
00:38:08: Es war falsch.
00:38:09: Es war wahr.
00:38:10: Es war mutig.
00:38:12: Es war weiblich.
00:38:13: Es war, ich habe mich wirklich bemüht, wie eine wirklich ganz große deutsche
00:38:21: Schauspielerin das zu agieren.
00:38:23: Und es war großartig.
00:38:26: Es war aber so, dass wir es gibt es nicht mehr.
00:38:29: Das war ein Moment, den wir geteilt haben.
00:38:31: Es war einer meiner wichtigsten Momente in meinem Leben.
00:38:34: Das wäre ohne Pandemie nie passiert.
00:38:36: Und er ist jetzt auch schon wieder weg dieser Moment.
00:38:40: Nur das ist das, was sozusagen uns die Lust am Scheitern bringt.
00:38:47: Also dass ich sage, hey, ich bin gerade so am Abkacken.
00:38:52: Was will ich da eigentlich?
00:38:56: Was kann mir das jetzt bringen?
00:38:58: Und wenn du eben viel improvisierst im Leben,
00:39:01: dann merkst du, dass es keine Situation gibt, mit der du nicht irgendeinen Umgang findest.
00:39:08: Das reift jetzt gerade in meinem Kopf.
00:39:10: Wenn ich durch Improvisation resilienter sein will oder meine Resilienz stärken will
00:39:17: durch Improvisation, sehe ich es einfach als ein Spiel.
00:39:21: Und ich bin auf der Bühne und spiele meinen Rahmen oder ich spiele mein Leben.
00:39:28: Genau. Und was auch noch wichtig ist, deswegen finde ich den Begriff Theater so gut,
00:39:32: dass es reicht, wenn es vorübergehend ist.
00:39:35: Ich sag die nächsten zehn Minuten sehe ich als ein Spiel.
00:39:39: Und das kann mir einfach aus dem, also das kann mir aus dem inneren Drama helfen.
00:39:44: Weil wenn im Theater Drama ist, also Shakespeare hat uns das einfach gezeigt.
00:39:51: Und jeder Hollywood Film und jeder Bollywood Film.
00:39:55: Drama ist gleich, innerer Krieg ist gleich alle sterben am Ende.
00:40:00: Alle.
00:40:01: Und das erleben wir ja auch im Außen.
00:40:04: Überall dort, wo Krieg ist, werden Dinge und Menschen nicht wieder bringbar
00:40:09: zerstört. Das ist Drama.
00:40:14: Jetzt will ich also und jetzt noch mal nehmen, diese schöne Beispiel mir wird gekündigt.
00:40:19: Das ist innerlich ein totales Drama.
00:40:20: Ich sterbe meine Rolle stirbt, mein Arbeitsplatz stirbt.
00:40:24: Ich sterbe in diesem Arbeitsplatz.
00:40:26: Wenn ich das jetzt schaffe und sage, OK, es ist aber nicht lebensbedrohlich.
00:40:31: Es ist nur in Anführungszeichen Arbeit.
00:40:35: Ich sehe es jetzt mal für die nächsten drei Wochen als Spiel.
00:40:41: Dann komme ich auf einmal in einen anderen Punkt.
00:40:44: Ich komme nämlich auf einmal in einen inneren, neutralen Zustand oder sogar eine Komödie.
00:40:50: Eine Komödie ist was ganz anderes.
00:40:52: Eine Komödie findet in Friedenstadt.
00:40:55: Und dann haben wir auch wieder eine klassische
00:40:58: Beispiel auf die Komödie von Shakespeare, Sommernachtstraum.
00:41:01: Alles sind satt, alles sind glücklich, alle sind Königlich, alle sind reich.
00:41:07: Also wie Deutschland gerade, sage ich jetzt mal.
00:41:10: Alle haben den richtigen Partner, alle langweilen sich zu Tode.
00:41:14: Das ist jetzt eine Unterstellung, aber im Stück ist es im Mittel so.
00:41:17: Und dann sagen sie, ach, jetzt ist mal wieder Zeit für eine Hochzeit.
00:41:20: Und wir gehen dafür in den Wald.
00:41:23: So und im Wald beginnt jetzt, dass alles auseinander fällt.
00:41:27: Sie verirren sich, sie nehmen Drogen, sie feiern eine fette Party.
00:41:31: Aber in diesem Chaos verändern sich alle Hierarchien.
00:41:36: Der Handwerker wird zum König, der Esel wird zum Geliebten.
00:41:40: Alle sind total verwirrt.
00:41:43: Es macht aber Spaß.
00:41:45: Also das ist sozusagen die Jugend, würde ich sagen, die Pubertät.
00:41:49: Also vollkommen eine Verwirrung.
00:41:50: Da bin ich eigentlich, ich habe mein,
00:41:52: I lost my track, also ich habe mein Weg verloren.
00:41:55: Wenn aber dann die Nacht zu Ende ist, also die, wenn ich dann durch diesen
00:42:00: Wahnsinn, durch diesen Inneren gegangen bin,
00:42:03: die kommen aus dem Wald raus und weißt du, was sich verändert hat?
00:42:06: Es hat sich eigentlich nichts verändert, nur die richtigen haben sich gefunden.
00:42:12: Die, die wirklich zusammen passen, haben sich gefunden.
00:42:14: Warenliebe hat sich eingestellt.
00:42:17: Und wenn ich jetzt sozusagen, wenn mir gekündigt wird und ich das schaffe,
00:42:21: ich muss sagen, der spielt aber gerade ein Drama, wo ich das Opfer bin.
00:42:25: Moment, ich gehe mal in die Neutralität und sage,
00:42:28: will ich hier überhaupt ein Drama?
00:42:31: Ich gucke mir das Spiel jetzt erst mal an.
00:42:33: Also ich kriege dann so einen inneren Beobachter.
00:42:35: Muss ich da jetzt eigentlich zusagen?
00:42:37: Und auf einmal kommt, kriege ich da noch irgendwie Geld?
00:42:40: Wie viel Urlaub habe ich eigentlich?
00:42:42: Was wollte ich denn eigentlich machen mit meinem Leben?
00:42:44: Ist es vielleicht nicht der richtige Job, wenn mir da drin gekündigt wird,
00:42:48: obwohl ich so toll da drin war?
00:42:50: Was kann ich denn eigentlich richtig gut?
00:42:52: Wie schaut denn eigentlich der Arbeitsmarkt aus?
00:42:53: Hey, ich krieg vielleicht jetzt mehr Geld für den gleichen Job.
00:42:57: Also ich kann innerhalb von drei Wochen mir mein Leben sogar so
00:43:04: strukturieren, dass ich am Ende mit einem kleinen Quantensprung rauskomme.
00:43:13: Das kann sein, dass es trotzdem nicht funktioniert.
00:43:17: Es kann sein, dass ich drei Monate arbeitslos bin
00:43:20: und absolut lost.
00:43:22: Aber die meisten, die so was mal erlebt haben, wissen,
00:43:27: wenn ich dann bei mir bleibe, wenn ich
00:43:29: immer wieder aus dem inneren Drama aussteige und sage, es geht immer nicht
00:43:33: und noch nicht um Leben und Tod.
00:43:34: Es geht immer noch nicht um Leben und Tod.
00:43:36: Ich gehe vielleicht sogar in die Komödie.
00:43:38: Ich kriege ein bisschen Selbsthumor.
00:43:40: Ich schau mich mal an, als ob ich die Näherin wäre und sage, guck mal, Karin.
00:43:45: Du dachtest, du wärst so gut da drin, aber du bist da gar nicht so gut drin.
00:43:48: Du bist denn was anderem viel besser.
00:43:50: Machst du doch leicht.
00:43:52: Dann kann auch nach einer ganz langen Krise auf einmal eine Blüte wieder entstehen.
00:43:57: Also Komödie ist, wie kann aus dem tiefsten Sumpf eine kleine Blüte entstehen?
00:44:05: Also ein Film sagt es ja im Ganzen, das Leben ist schön,
00:44:10: dieser italienische Film.
00:44:12: Der Film spielt im KZ.
00:44:15: Aber er sagt, egal wo ich bin, es gibt diese Blüten.
00:44:20: Und die kommen und das ist was Wichtiges aus dem inneren Kind,
00:44:24: also aus dem kindlichen Blick und da haben wir wieder Neugier.
00:44:29: Und das schöne Wort Naivität, urteilsfrei.
00:44:34: Ich guck's mir jetzt mal anders an.
00:44:36: Ich wechsel die Perspektive.
00:44:38: Was wär, wenn mein Chef gar nicht böse ist, sondern eigentlich Erzengel Gabriel, der sagt,
00:44:45: hey, du bist mit was vollkommen in anderem Schwanger.
00:44:49: Also, hey, mach doch was aus deinem Leben.
00:44:52: Du kriegst sogar noch eine fette Abfindung, weil wir sind nicht mehr gut genug für dich.
00:44:59: Super interessant.
00:45:00: Hast du vielleicht noch so zum Abschluss für uns
00:45:04: eine Übung oder einen Trick, den wir als
00:45:10: Nicht-Schauspieler, als Nicht-Impro-Schauspieler, aber vielleicht für uns üben können oder
00:45:14: verwenden können für unser Leben, damit diese Situation, damit wir das Leben so
00:45:19: spielen können, wie du es gerade beschrieben hast.
00:45:22: Also, tatsächlich ist es der Subtext, also statt Ja, aber oder Nein, das will ich nicht,
00:45:29: sich mal anzugewöhnen zu sagen, ja genau.
00:45:32: Und dann fällt mir das dazu ein.
00:45:34: Und ich kann das üben mit meinen besten Freunden.
00:45:37: Das sind nämlich kleine Partyspiele eigentlich.
00:45:40: Ich kann abends mit meiner mit meinem besten Freund weggehen oder mit meiner Freundin
00:45:44: sagen, du lass uns mal eine halbe Stunde nur ja genau und dann den Satz beginnen.
00:45:48: Weil dann merkt man nämlich erst, wie oft man sagt, nee, das will ich aber nicht.
00:45:52: Ich will jetzt nicht, dass diese alte Dame neben mir sitzt.
00:45:55: Ich will jetzt nicht, dass da ein Fahrradfahrer da quer über den Fußgängerraum fährt.
00:46:02: Wenn ich aber sage, ja, da fährt gerade ein Fahrradfahrer quer über den Platz.
00:46:07: Und dann ist er wahnsinnig gut ausgewichen und es ist nichts passiert.
00:46:13: Ja, genau.
00:46:14: Und dann sagt meine innere Richterin so was Schlechtes und meine innere Sportlerin
00:46:21: macht Daumen hoch und sagt hast du aber Glück gehabt.
00:46:24: Also, ich kriege auf einmal mit, wo ist die Chance im Leben und wo ist der Zufall?
00:46:30: Also Zufall ist auch ein tolles Wort.
00:46:32: Es fällt mir etwas zu und ich kann daraus etwas machen.
00:46:38: Das andere, was ich empfehlen würde, wäre Atmen.
00:46:44: Und Lächeln.
00:46:47: Lächeln, also Lachen, Humor, ist eine Resilienz.
00:46:53: Erfahrung.
00:46:55: Lächeln, also wenn ich dich jetzt anlächle, stelle mir mal vor, ich lächle dich an
00:47:01: und hab den Mund so ein bisschen offen.
00:47:03: Und dann sagt, da gebe ich dir zwei Hinweise.
00:47:05: Das eine ist, ich bin mit mir im Reinen.
00:47:09: Das andere ist, ich hab Zähne.
00:47:11: Ich kann dich anlächeln, ich kann dich auch beißen.
00:47:14: Also ich bin wehrfähig.
00:47:17: Und wenn ich atme, dann komme ich mit mir selber in Kontakt.
00:47:20: Und wenn ich lächle, dann erinnert sich mein Körper und meine Seele und mein Geister
00:47:25: ran zu sagen, und was fällt mir jetzt eigentlich gut ist dazu ein?
00:47:29: Was kann ich da jetzt eigentlich daraus machen?
00:47:33: Also das bringt mich aus der Strenge.
00:47:36: Streng sein ist auch wichtig.
00:47:38: Wir kennen das aus jedem.
00:47:40: Also wir brauchen Disziplin für Sport und Spiel.
00:47:44: Nur wenn, wenn die Rahmenbedingungen gerade eng sind, dann brauche ich innerlich
00:47:52: ein Spiel.
00:47:54: Ich brauche was geht denn da, dass ich mich noch wohlfühle?
00:47:58: Was geht denn da, dass ich mich noch wohlfühle?
00:48:00: Was macht ein Kind, ein Baby?
00:48:03: Wenn die Mama gerade gestresst ist,
00:48:05: dann viele Babys nehmen dann den Daumen und stecken sich den in den Mund oder kriegen
00:48:11: einen Schnuller, weil was geht denn dann, wenn alle gestresst sind, damit es mir gut geht?
00:48:16: Auch ich nuckel mal.
00:48:18: Und stellen mir vor durch das Nuckeln,
00:48:21: dass das vollkommen in Ordnung ist, dass alle gerade sich ganz fest bewegen.
00:48:26: Und das ist dieses Atmen und Lächeln.
00:48:30: Ich habe noch einen.
00:48:31: Was? Noch eins.
00:48:33: OK. Jedes Ende feiern.
00:48:38: Aha.
00:48:39: Das heißt?
00:48:42: Zum Beispiel
00:48:44: die Situation mit dem Chef.
00:48:46: Der Chef gibt mir die Kündigung.
00:48:49: Ich steig voll aus mir aus, nehm's wie eine Maschine an.
00:48:54: Unterschreib, gib's ihm zurück, gehe
00:48:57: rein und bin am Boden zerstört.
00:49:01: Die Impro-Spielerin in mir
00:49:04: geht dann zum Kühlschrank.
00:49:07: Nimmt sich eine Flasche Sekt oder eine Flasche Wein, weil wir sind ja bei den
00:49:11: Dionysien im Theater, eine Flasche Wein, macht sich den Wein auf und der Wein muss
00:49:16: kein Alkohol haben. Aber ich persönlich finde, der stört dann nicht der Alkohol.
00:49:21: Ich, weil das Feiern ist was anderes.
00:49:24: Ich schenke mir den Wein ein, weil ich es mir wert bin und sage,
00:49:28: ist jetzt vielleicht die letzte Flasche teurer Wein, die ich in den nächsten
00:49:32: drei Jahren trinken kann. Karin, auf dich, auf das, was du geleistet hast,
00:49:38: auf das, wo du nicht gesehen wurdest, aber du dich siehst,
00:49:43: auf das, dass du beschissen behandelt worden bist, es aber nicht verdient hast.
00:49:49: Und auf das, dass du stolz auf dich bist.
00:49:52: Und dann sagt natürlich der Anno, wir wissen jetzt, der Stolz auf dich sein,
00:49:55: der andere Teil in dir.
00:49:56: Sagst du, ich sitz gerade gerade,
00:49:59: ich habe ein schönes Glas.
00:50:01: Ich bin immer noch liebenswert und Karin, ich trink jetzt auf dich.
00:50:07: Das nächste Abenteuer beginnt, das andere Abenteuer ist hiermit beendet
00:50:12: und dann trinkst du einen Schluck und dann heulste, rufst du deine beste Freundin an,
00:50:16: feierst dich, lässt dich umarmen und feierst es, dass etwas zu Ende geht.
00:50:22: Auch wenn es total schmerzhaft ist.
00:50:25: Aber wenn wir in der Feier
00:50:28: sind, also ihr kennt, wir hatten das früher und haben es manchmal heute auch noch
00:50:33: in der bayerischen Beerdigungskultur oder in der österreichischen.
00:50:38: Erschene Leich, das ist das Essen nach der Beerdigung, wo das Ziel eigentlich ist,
00:50:46: dass man lachen und weinen gleichzeitig kann, dass man sich als Freundes und
00:50:51: Familienkreis einfach verbindet, damit der Schmerz sich verteilt und auch die Freude.
00:50:58: Was hatten wir an diesen Menschen?
00:50:59: Was hatten wir für eine tolle Zeit?
00:51:01: Ja, sie ist jetzt vorbei.
00:51:03: Es kommt was Neues.
00:51:05: Also es sind so Rituale, die und da bitte keine strenge Form, sondern was?
00:51:14: Also manche kaufen sich dann ein schönes Kleid.
00:51:17: Andere gehen zu einem Fußballspiel.
00:51:20: Andere treffen sich mit ihren Freunden und trinken ein Bier, andere trinken ein Wasser.
00:51:25: Der Nächste geht den Jakobsweg.
00:51:28: Die Feier kann ganz kurz sein oder ganz lang.
00:51:31: Aber wenn ich beim größten Scheitern und bei der höchsten Scham
00:51:36: mir das gönne zu sagen, und es ist mir passiert.
00:51:42: Und ich überlebe das gut.
00:51:46: Und ich nehme alles mit, was mich
00:51:48: nähert hat und ich lass alles weg, worauf ich eh keinen Bock mehr hatte.
00:51:53: Dann ist es sozusagen eine Schwelle, die ich mir gönne.
00:51:55: Und das müsste ich improvisieren heutzutage.
00:51:59: Es ist mega spannend, was du erzählst.
00:52:02: Ich habe für mich jetzt so mitgenommen, das Leben spielen, das Leben als ein
00:52:09: Theaterstücksehen und ich bin die Hauptrolle.
00:52:13: Situationen annehmen und verwandeln.
00:52:16: Ja.
00:52:18: Wenn ich sprachlos bin, die Lehre zulassen und dann mal gucken, was mir so in den Kopf
00:52:23: kommt und das einfach machen.
00:52:25: Und was mir auch noch wichtig ist,
00:52:26: strukturieren ist eine Kernkompetenz.
00:52:29: Improvisieren ist eine Kernkompetenz.
00:52:31: Da sind Geschwister, die sollten zusammenarbeiten.
00:52:34: Also jeder, der improvisiert, strukturiert das Chaos.
00:52:38: Jeder, der strukturiert, der improvisiert,
00:52:45: sozusagen seine eigene Struktur.
00:52:48: Der hebt Uhr, so würde ich sagen.
00:52:51: Wenn ich wirklich feststrukturiere, ganz, ganz vollkommen und perfekt,
00:52:56: dann urhebe ich auch meinen Weg.
00:52:59: Nur das geht nur zusammen.
00:53:02: Also das geht nur im Tandem.
00:53:05: Und was mir auch noch wichtig ist, die Perfektionistin in uns und der
00:53:09: Perfektionist sind großartig.
00:53:11: Nur perfekt ist ein Moment immer kurz.
00:53:15: Der perfekte Moment, der geht nach einer Sekunde wieder weg,
00:53:18: weil dann verändert sich schon wieder das Wetter und der Lichtstand.
00:53:23: Es gibt aber den anderen Raum, der ist vollkommen.
00:53:26: Und da ist das deutsche Wort so großartig.
00:53:28: Es ist immer alles drin.
00:53:31: Wenn ich vollkommen bin, dann bin ich auch perfekt.
00:53:35: Wenn ich aber perfekt bin, dann bin ich auch vollkommen.
00:53:39: Ich muss es aber immer wieder wechseln.
00:53:41: Mal bin ich vollkommen und mal bin ich perfekt.
00:53:44: Ich habe vor Kurzem zu meinem Sohn gesagt,
00:53:47: heute bin ich als Mutter vollkommen gescheitert.
00:53:52: Und das war großartig, weil er hat mich dann angeguckt und hat gesagt,
00:53:57: aber Mama, das macht doch nichts.
00:53:59: Du bist doch sonst einfach toll.
00:54:01: Also er hat mir sofort verziehen
00:54:04: und das hätte er mir aber nicht, wenn ich das Scheit dann nicht zugegeben hätte.
00:54:09: Wow.
00:54:10: Wir gehen alle ab sofort ins Improtheater,
00:54:14: wir haben dann ganz viel für uns und unsere Resilienz.
00:54:16: Schauen den Schauspielern zu und übernehmen das in unser Leben.
00:54:19: Vielen Dank, Karin.
00:54:20: Das war ein wahnsinniger Exkurs wirklich
00:54:26: in etwas, was man so vielleicht gar noch nicht wahrgenommen hat.
00:54:31: Ich finde es mega.
00:54:33: Und ich bin auf meine nächste Situation gespannt, wenn ich die Lehre zulasse.
00:54:37: Oh ja, oh ja, die ist großartig.
00:54:40: Die ist nämlich echt voll.
00:54:43: Danke dir.
00:54:44: * Musik *
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